Portugal

Wanderung auf der Rota Vicentina vom 15.-26. April 2018

Bericht von Sonja Donicht

Die Rota Vicentina ist ein Fernwanderweg an der Westküste Portugals, der sich in zwei Wege aufteilt: Der Fischerweg mit 120 km und der Historische Weg mit 231 km. Hinzu kommen einige Rundwege, die sich über insgesamt 89 km erstrecken.

Zeitungsartikel und persönliche Erfahrungsberichte über diese Wanderung mach­ten mich und Uwe Martensen neugierig. So planten wir gemeinsam eine Reise, die uns in acht Wandertagen, mit zwei zusätzlichen Ruhetagen, die schönsten Strecken der Rota Vicentina bieten sollte. Unterstützung erhielten wir durch den Reiseveranstalter Picotours.

Nach fast einem Jahr Vorplanung konnten wir endlich am 15. April mit insge­samt 13 Personen die Reise starten. Unser vierzehnter Teilnehmer musste lei­der krankheitsbedingt die Tour kurzfristig absagen. Der Transfer holte uns schon sehr früh in Flensburg ab, damit der Flieger um 07:00 Uhr erreicht wer­den konnte. Am frühen Nachmittag landeten wir bei strömendem Regen in Lis­sa­bon – das war ein guter Start…es konnte nur besser werden!

Mit dem Transfer wurden wir in zwei Bussen abgeholt. Die Fahrt bis Vila Nova de Milfontes dauerte gute 2,5 Stunden, war aber keinesfalls langweilig. Ingrid M. beschreibt es so: Beeindruckend war die Fahrt über die Brücke des Tejo mit über 17 km Länge. Wir sahen Flamingos, Störche und eine wunderbar grüne Natur. Viele Korkeichen, das Wahrzeichen des Landes, Schirmakazien und blühender Ginster waren zu sehen.

Nach Ankunft im Hotel erkundeten viele den Ort oder die tosenden Wellen an der Küste. Zum Abendessen trafen wir uns im Hotel und genossen das leckere Buffet mit einheimischen Spezialitäten. Einige erkundeten anschließend noch eine „Sansibar“, ein Restaurant auf Pfählen direkt an der Steilküste errichtet, in der der erste Medronho getestet wurde. Medronho ist ein Grappa, der aus den Früchten des Erdbeerbaumes gewonnen wird. Üblicherweise wird er in „klei­nen“ Mengen verabreicht. Alle freuten sich auf den nächsten Tag!

16.04. Porto Covo – Vila Nova de Milfontes: Der erste Wandertag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein, so wie wir es bestellt hatten. Unser Fahrer Carlos, der sich die gesamte Reise um uns und unseren Gepäcktransfer küm­merte, brachte uns nach Porto Covo, unseren Startpunkt und den Start des Fischerweges. In einem kleinen Supermarkt wurde noch eilig Proviant besorgt, bevor wir uns erst durch das Dorf und dann links gen Süden auf den Weg machten. Der Blick auf den Atlantik war herrlich. Zum Baden luden 14 Grad Was­sertemperatur allerdings nicht ein. Die erste Hürde war ein kurzes Stück über Steine und Wasser – es sollte nicht die letzte gewesen sein. Blumen säumten den gesamten Weg, manchmal steinig, oft weicher Dünensand, in fast allen Farben. Nebenbei rauschten die Wellen und immer wieder kam ein neuer herrlicher Ausblick. In Porto das Barcas, knapp 3 km vor dem Ziel, wartete ein kleines Café mit kühlen Getränken auf uns. Am Ende kamen alle nach knapp 20 km zufrieden, müde und hungrig, mit der Vorfreude auf den nächsten Tag, im Hotel an.

17.04. Vila Nova de Milfontes – Almograve: Wir starteten unsere zweite Tour vom Hotel aus. Zunächst ging es durch den Ort. Nach einem Stück an der Straße entlang mit Überquerung des Flusses Mira führte uns der Weg wieder Richtung Küste. Barbara erinnert sich: Der Weg führte uns heute von der Küste meist etwas weiter entfernt durch z. T. macchiaartige dichte Gebüsche. Viele verschiedene Blumen und Büsche begleiteten unseren Weg. Wir wan­derten oberhalb der Steilküste entlang und hatten wunderbare Ausblicke auf das zurückkehrende Meer. Picknick gab es auf einer Felsnase oberhalb des Meeres. Wir verließen die Küste kurz vor Almograve. Die letzten km waren gesäumt von gelb blühenden Mimosensträuchern. In der Ortsmitte bei einem Kreisverkehr gab es unser wohlverdientes „schmutziges Bier“, wie Uwe immer zu sagen pflegte.

18.04. Almograve – Zambujeira do Mar: Koffer packen war das erste am Mor­gen, denn wir sollten unser Hotel verlassen. Carlos brachte uns an die Küste von Almograve, wo riesige Wellen auf uns warteten. Diese Wellen waren auch für die Portugiesen etwas Besonderes. Dörte beschreibt den Tag: Da uns der Atlantik mit seinem wilden Wellenspiel unterhält, werden unzählige Fotos ge­macht. Der Weg führt uns über Klippen, steigt fast stetig an und das Wandern im Sand wird nun fast zur Gewohnheit. Ein kurzes Stück geht es in einen Kiefernwald, der ein flottes Wandern möglich macht. In der Ferne sehen wir den Leuchtturm Cabo de Sardao. Da einige einen kurzen Abstecher hinunter zum Meer machen, trifft sich die Gruppe am Leuchtturm zur Pause wieder. Das eigentliche Café im Ort wird „links liegen“ gelassen. Bei der Pause gibt es viel Zeit, die Vielzahl der Störche zu beobachten. Es geht weiter, bis kurz vor Entrada da Barca ein steiler Abstieg auf uns wartet. Im „A Barca“ gibt es eine kleine Erfrischung, bevor wir die letzten Meter zum Ziel bestreiten. Ziel war die Unterkunft „Rosa dos Ventos“ in Zambujeira do Mar, wo schon unser Gepäck wartete. Im kleinen Fischerort suchten wir uns ein schönes Restaurant und ließen den Abend ausklingen.

19.04. Zambujeira do Mar – Odeceixe: Mit einem Brotbeutel an der Tür be­gann der sonnige Tag. Die Schildkröten im Hotel beobachteten uns beim Früh­stück. Wir konnten wieder von der Unterkunft aus starten. Es ging direkt einige Meter hoch und wieder runter. Aegidius: Heute ist eine Bergetappe. Eine kurze Pause verbringen wir am Strand und beobachten die Wellen. Die Mittags­pause verbringen wir in Azenha do Mar, wo ein kleines Restaurant leckere Kuchen bereithält. Weit auseinandergezogen (aufgrund der Anstiege und teil­weise nassen Stellen) geht es weiter. Kurz vor dem Ziel stellt sich die Frage: Auto oder zu Fuß? Zu viert nahmen einige Carlos Dienste in Anspruch. Der Rest der Gruppe ging bei hohen Temperaturen zu Fuß. Die letzten km an der Straße wurde das Tempo erhöht. Johanna hatte anscheinend noch Kraft­reserven, nicht ahnend, dass ein sehr steiler Anstieg im Dorf Odeceixe zu unserem Hotel „Casas do Moinho“ auf uns wartete. In kleinen Häusern an der Straße waren die Zimmer liebevoll eingerichtet. In der Tapas-Bar Althino, die oben am Berg gelegen war, endete der Tag.

20.04. Freier Tag oder Wanderung um Odeceixe: Nach dem heißen Tag zuvor meinte es das Wetter nicht ganz so gut mit uns. Es war bewölkt und ein kühler Wind ließ es nicht zu, den Tag am Strand von Odeceixe zu verbringen. So schloss sich kurzerhand nach einem super leckeren Frühstück eine kleine Gruppe zusammen, die einen kleinen Teil des Fischerweges wandern wollte, der nicht im Programm eingeplant war. Die Strecke war angenehm und nicht zu lang, sodass sich alle an diesem Tag etwas erholen konnten.

21.04. Odeceixe – Aljezur, mit Abstecher zum Strand Amoreira: Wie ange­kün­digt, zogen in der Nacht und am frühen Morgen dichte Regenwolken übers Land. Sie brachten Gewitter und schwere Regengüsse. Schon am Vorabend war abgemacht, etwas später loszugehen. Beim Frühstück wurde der Start nochmals verschoben, da sich das Wetter bessern sollte. Nachdem die Koffer gepackt und zur Abholung bereit standen, machten wir uns bunt verpackt auf einen Teil des Historischen Wegs. Elisabeth berichtet vom Tag: Um 10:00 Uhr machte sich eine bunte Regen-Cape-Crew vom Hotel in der Höhe los. Bald erreichen wir einen unendlich gerade verlaufenden Kanal, den wir auf schmalem Steg verfolgen. Teilweise ist der Weg von Regenwasser gefüllt und wir können unsere Balance auf fußbreiter seitl. Kanalbefestigung testen. Zum Mittag erreichen wir den Ort Rogil, wo wir in einem schönen Garten eines Cafés bei viel Sonne unser „Mittagsmahl“ einnehmen. Anschließend geht es weiter, noch ein kurzes Stück am Kanal, später etwas ins Land hinein, bis wir an einen Scheidepunkt kommen: 4,5 km nach Aljezur oder ein 5 km zu­sätz­licher Schlenker zum Strand? Wir entscheiden uns für letzteres. Das heute man­gelnde Bergtraining konnte nun nachgeholt werden. Nach knapp 24 km kommen wir alle leicht erschöpft an unserer neuen Unterkunft in Aljezur an und lassen den Abend in einem landestypischen Lokal mit guter Küche aus­klingen. Uwe und ich planten an diesem Abend noch unsere letzten drei Wan­der­touren, da nach Programm des Veranstalters eigentlich nur „kurze Strecken“ auf uns warteten. Unsere agile Truppe wollte aber mehr…

22.04. Arrifana – Aljezur: Nach dem Frühstück trafen wir Carlos wieder, den wir nun zwei Tage nicht gesehen hatten. Wir teilten ihm unsere Wanderpläne mit. Es ging alles in Ordnung, mit der Ausnahme, dass wir unsere heutige Tour nicht vom Hotel aus starteten, sondern zum Start gebracht wurden und wir zum Hotel zurückwandern sollten. Bei unserer individuellen Planung hatten wir nämlich nicht berücksichtigt, dass zur „Winterzeit“ dort in Portugal kaum Taxen zu bekommen sind und die Fahrten-Planung zur Herausforderung wer­den kann. Zum Glück machte Carlos alles möglich! So wurden wir nach Arrifana gebracht. Karin schreibt: Am Strand konnten wir die Surfer beob­achten, bevor es auf den Weg ging. Gleich zu Beginn musste mal wieder ein kleiner Bach überquert werden. Etwas später musste ein kleiner Fuchs von seinem Todeskampf erlöst werden. Er wurde anschließend zwischen die Blu­men gelegt. Unsere Pause machten wir in Monte Clérigo, wo wir einen Platz mit Blick auf den Atlantik aussuchten. Anschließend verließen wir die Küste und wanderten später auf einem Teil des Historischen Weges zurück nach Aljezur. Das letzte Stück forderte uns nochmal heraus, da es zunächst steil berg­ab und wieder steil bergauf ging. Es war die Tour mit den meisten Höhen­metern Auf (426 m). Nach den 21 km war es für viele die gefühlt an­stren­gendste Etappe.

23.04. Rund um Carrapateira: Am Morgen wartet Carlos auf uns, um uns nach Carrapateira, einem kleinen, bei Surfern beliebten Ort, zu bringen. Ingrid G.‘s Erinnerungen: Wenn man denkt, die vorhergegangenen Tage sind nicht mehr zu toppen, sieht man sich schon überrascht. Schöner noch geht´s immer. Lange, hohe Sanddünen und dahinter die Brandung, gefolgt von dunklen Klip­pen. Unzählige Kiefern, Zistrosen und Kräuter erfüllen die Luft mit einem herr­lichen süßen Aroma. Als heutige Tour war eine „Acht“ geplant. Die erste Etap­pe war der Fischerweg, der als Rundtour für diejenigen war, die etwas „Pause“ brauchten. Kurz vor Ende der Runde schloss ein Rundweg in Landesinnere an. Bei einer Kreuzung nach ca. der Hälfte des Rundweges musste ent­schie­den werden: entweder Rundweg mit 2 km mehr und einem Stück Straße oder 2 km weniger mit der Chance auf „nasse Füße“? Die Gruppe teilte sich und so liefen wir jeweils zu viert die letzten km. An diesem Tag war für alle etwas dabei (10/19/21 km). Die zwei Strände (Praia da Bordeira und Praia do Amado) luden beide zum längeren Verweilen ein, was einige nach der Mit­tagspause auch in Anspruch nahmen. Am Ende gab es in Carrapateira für alle die Chance auf leckeren Kuchen oder das „schmutzige Bier“.

24.04. Vila de Bispo nach Cabo de Sao Vicente: Unsere letzte Wanderung star­teten wir transferbedingt etwas später. In zwei Gruppen wurden wir von Carlos nach Vila de Bispo gebracht. Einige mussten also eine gute Stunde warten bzw. nutzen die Gelegenheit zum Einkaufen. Christian S. beschreibt den Tag: Bei bestem Wanderwetter ist der Wind gut erträglich, aber doch etwas ungemütlich. Aus der Vegetation verschwinden die Bäume und Büsche. Sie werden ersetzt durch Rosmarin und besonders Thymian. Auf einmal ist er am Horizont zu sehen: Der Leuchttum Cabo de Sao Vicente – unser Ziel! Dank der Planung erreichen wir das Ziel so rechtzeitig, dass noch viel Zeit für ein letztes „schmutziges Bier“, Eis usw. ist. Der Weg war insgesamt sehr abwechslungsreich und stellte unsere Konzentration gerade auf dem letzten, sehr steinigen Stück, auf die Probe. Alle kamen schlussendlich unversehrt, glücklich und erschöpft nach 170 km am Leuchtturm, dem westlichen Zipfel Europas, an. Carlos brachte uns ein letztes Mal zu unserem Hotel und wir ver­abschiedeten uns herzlich von ihm. Selbstverständlich bedankten wir uns mit einer „Klei­nig­keit“ bei ihm. Ohne ihn wäre die Reise vielleicht anders verlaufen! Ein hervor­ragendes Abendessen und einige Cocktails in der Hotelbar rundeten den Tag ab.

25.04. Freier Tag: Heute ist Nationalfeiertag in Portugal. Dieser erinnert, nach Christians Recherchen, an die „Nelkenrevolution – die Befreiung von der Mili­tär­diktatur“. Nach den vielen, teils anstrengenden Wanderungen ließen es sich heute alle gut gehen. Das reichhaltige Frühstücksbuffet wurde genossen, da­nach ein Stadtbummel oder Strandbesuch eingelegt, oder der Tag am Pool ver­bracht. Einige unternahmen eine Bootstour, bei der zwar keine Delphine gesichtet wurden, die Tour aber einen sehr schönen Eindruck von der Küste von der Seeseite aus vermittelte. Trotz des kühlen Nordwindes war es schöns­tes Wetter. Am Abend trafen wir uns zu einem letzten gemeinsamen Essen, bei dem Uwe und ich reich beschenkt wurden (vielen herzlichen Dank noch­mal dafür!). Die Stimmung war ausgelassen und Ingrid G. bekam endlich ihr langersehntes Zicklein. Einige ließen den letzten Abend an der Hotelbar aus­klingen.

26.04. Rückfahrt: Der Morgen wurde von allen nochmal entspannt angegan­gen. Erst um 12:30 Uhr wurden wir von zwei Bussen zum Flughafen nach Faro gebracht. Die Rückreise verlief problemlos, sodass wir kurz vor Mitter­nacht in Flensburg eintrafen.

Diese Reise war alles in allem wunderbar! Die Gruppe war lustig, wir haben jeden Tag viel gelacht, alle haben sich gut verstanden und es gab fast nichts zu meckern. Einige von uns hätten sich gewünscht, noch weitere Wander­strecken der Rota Vicentina erkunden zu können, aber dafür kann es ja noch ein „nächstes Mal“ geben!

Vielen Dank an ALLE – Es war super mit Euch!