Bergsommer 2020


Dieses Jahr bestand für uns die Möglichkeit für einen mehrere Wochen andauernden Aufenthalt im Sommer in den Bergen. Schon im Winter begannen voller Vorfreude die Planungen für verschiedene Unternehmungen. Erste Hüttenreservierungen wurden bereits vorgenommen, die Ausrüstung wurde überprüft und die persönliche Fitness auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet.

Aber dann wurde Mitte März plötzlich vieles anders. Der „Corona-Lockdown“ stellte alle bis dahin getätigte Vorbereitungen in Frage. Mit einem bangen Gefühl wurde die Entwicklung der Pandemie verfolgt. Was würden die Einschränkungen für unsere Bergtouren bedeuten? Würden die Hütten im Sommer überhaupt öffnen und wenn ja, zu welchen Bedingungen? Nach einigen Überlegungen stand unser Entschluss fest: Wir wollten uns von der Krise nicht unterkriegen lassen! Also planten wir für drei Szenarien verschiedene Varianten, die bei Bedarf auch kurzfristig kombinierbar gewesen wären. Eine Version war ganz im Sinne von Herrn Söder „Urlaub in den Bayerischen Alpen“ und zwei weitere Optionen für Österreich und Südtirol. Wir zogen sogar in Erwägung, ggf. nur im Zelt oder sogar im Biwaksack zu nächtigen.

Zu unserem Erstaunen nahmen jedoch fast alle Hütten in Südtirol unsere Reservierungswünsche trotz der angespannten Corona-Lage bereits im April an, so dass wir wie gewohnt, schöne Bergtouren in grandioser Umgebung vorbereiten konnten. Es war jedoch im Vorfeld nicht eindeutig zu klären, unter welchen Bedingungen wir in den Hütten übernachten konnten.

So fuhren wir im Juli mit vielen Fragezeichen im Gesicht den Südtiroler Alpen entgegen. Auf den Hütten stellten wir dann fest, dass die Wirte sehr bemüht waren, die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. Trotz der räumlichen Enge wurde versucht, die Gäste in Kohorten zu trennen. Wir schliefen fast immer allein in den Mehrbettzimmern. Dort wo es nicht möglich war, wurden nur höchstens zwei Personengruppen in großen Mehrbettzimmern untergebracht. In den Gaststuben sollten die Gäste sich nur an den Tischen ohne Gesichtsmaske aufhalten und überall waren ausreichend Gelegenheiten zur Desinfektion vorhanden.

Die Hütten waren meist nur zur Hälfte belegt und die Seilbahnbetreiber nutzten nur zwei Drittel der Kapazitäten in den Gondeln. Überall war deutlich mehr Platz und weniger Gedränge als gewohnt. Die Hüttenwirte erzählten uns, dass fast alle Gruppenreisen abgesagt wurden und die Alpinschulen so gut wie keine Reservierungen vorgenommen hätten. Daher hätten die Wirte auch kaum Probleme mit den Hygiene- und Abstandsregeln.

Des einen Leid des anderen Freud: wir trafen auf unseren Bergtouren sehr viel weniger andere Alpinisten, als wir es üblicherweise gewohnt sind. Es gab sogar Tage, an denen wir allein in den Bergen waren. Welch tiefbeeindruckendes Gefühl, keine Gedrängel am Gipfelkreuz zu erleben oder bei Klettertouren am Fels die Route nicht mit anderen teilen zu müssen.

Trotz aller (gefühlten) Einschränkungen war es durchführbar, einen Bergsommer in den Alpen zu verbringen, der uns viele schöne Bergerlebnisse beschert hat und den wir nicht missen möchten. Es ist also möglich, auch in dieser Zeit Erlebnisse in der Natur zu genießen.

Also bleibt vorsichtig aber lasst euch von „Corona“ nicht unterkriegen und plant zuversichtlich euren nächsten Bergsommer 2021.

Kai