Schneeschuhwandern am Kreuzbergpass – 2

Termin 2 vom 02.02. bis 08.02.2020

Harald Heinsohn (Sonntag, 02.02.2020): Anreise Flensburg – Kreuzbergpass

Morgens um 6.00 Uhr trafen sich vier tapfere Schneeschuhwanderenthusiasten am Flensburger Bahnhof. Vor Barbara, Anke, Manfred und Peter liegt eine Fahrt quer durch Europa bis nach Südtirol. Planung: Umsteigen in Hamburg, München, Franzensfeste und dann die Reststrecke wegen einer Lawine zum Teil mit Zug und Schienenersatzverkehr nach Innichen. Die letzte Wegstrecke sollte mit dem Hotel-Shuttle erfolgen. Geplante Ankunftszeit zum 3-Gänge-Menü  20.30/21.00 Uhr. Der Krimi: die kürzeste Umsteigezeit beträgt 7 Minuten in Franzensfeste. Die Gruppe erhält Zuwachs durch Verena und Harald in Tarp, Margit in Hamburg und Frauke in München. Über allem schwebte der wahre Gruppenleiter „Mein Holli“, verbunden per Handynabelschnur mit Barbara, wurde er über alle unsere Schritte informiert und stand mit Rat und Tat zur Seite.

Ohne große Zwischenfälle passieren wir Hamburg und sitzen zu siebt im ICE in zwei gegenüberliegenden 4er-Sitzgruppen. Das ist gut für die Kommunikation, das Herumreichen von Naschies, Käsewürfeln, Getränken aller Art. Und es findet sich natürlich auch eine Doko-Runde. Einziger Engpass: das Gepäck der Mitreisenden in Form eines riesigen orangen Schrankkoffers versperrt auf unserer Höhe den Durchgang. Alle Passagiere nebst Kellner mit Getränkewagen müssen sich halsbrecherisch über dieses Hindernis kämpfen. Keine Lösung in Sicht? Doch! Anke lässt es keine Ruhe, und beherzt bezirzt sie den schwer übergewichtigen Schaffner, der alles gibt und sich und seine Bandscheiben in akute Gefahr bringt, um das Hindernis durch Umschichten diverser Koffer zu beseitigen. Applaus und Dank des ganzen Wagons ist ihm sicher, und Anke kann wieder entspannen.

Pünktliche Ankunft in München lässt Zeit für eine zwingend notwendige Weißwurst. Schön glibberig aber lecker. Der Zug ab München mit der ÖBB ist eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit. Enge 6er-Abteile, kaum Gepäckablageflächen und wenig Beinfreiheit zeichnen diesen Zug aus. Und noch ein Schreck in Innsbruck. Der Zug fährt zunächst nicht weiter, da sich Personen auf den Schienen befinden. Wir sahen unseren 7-Min-Umstieg in Franzensfeste schon dahinschwinden. Dramatisch, da danach kein Zug mehr an diesem Tag fährt. Nächster Zug erst um 5.50 Uhr am nächsten Morgen. Kurze Krisensitzung: Aussteigen in Innsbruck und ordentlich Übernachten oder in Franzensfeste festsitzen. Dann kam die Erlösung. Die Fahrt ging dann doch weiter mit dem Zusatz, dass die verlorene Zeit eingeholt wird.

So schnaufte der Zug, so schnell er konnte, rauf zum Brenner und rüber nach Franzensfeste. Der Umstieg klappte dann doch. Durch die Dunkelheit ging es dann weiter mit Zug und Bus bis nach Innichen. Dort stand zu unserer Freude Holli mit zwei Kleinbussen für die letzten Kilometer. Die hatten es noch einmal in sich. Die Kutscher kannten ihren Weg und fuhren im Höllentempo rauf zum Kreuzbergpass. Jeder wollte gefühlt Erster sein. Auch das überstanden wir heil, rein ins Hotel, Koffer in die Ecke und ran an das Essen. Wir wurden schon sehnsüchtig erwartet, da wir doch erst kurz nach 21.00 Uhr ankamen und die Küche Feierabend machen wollte. Am Abendbrottisch trafen wir dann auf den Bergführer unseres Vertrauens: Aldo Guerrero. Sehr sympathisch erzählte er uns von den Plänen für die nächsten Tage, wollte im Gegenzug auch etwas über uns erfahren (Vorkenntnisse, Fitness, Motivation) Die Vorstellungsrunde geriet ein wenig zur Invaliden-Show. Jede*r hatte mindestens Knie, Hüfte, Schulter oder alles in verschiedenen Kombinationen. Aldo macht gute Miene zum bösen Spiel und behielt sein Lächeln. Der nächste Tag würde es schon zeigen. Und er ist ein sehr erfahrener Bergführer. Dann war Feierabend, in schönen Zimmern (upgrade auf Juniorsuite) sanken alle müde zu Bett mit großer Spannung, was der nächste Tag bringen wird.

Anke Bühring (Montag, 03.02.2020): Nemeshütte und Seikofel

Nach dem Aufstehen sahen wir aus unserem Hotel die wunderschöne, schneebedeckte Dolomitenlandschaft mit der aufgehenden Sonne, welche die Bergspitzen gülden malten. Ein Augenschmaus!!!!! Dann stand ein üppiges Frühstücksbüffet für uns bereit. Sehr lecker!!!!! Rührei mit Speck und Schinken, Säfte, viele Leckereien und alles was das Herz begehrte, damit wir genügend Kraftreserven für die Wanderungen speichern konnten.

Im Anschluss versammelten sich dann alle Teilnehmer passend angezogen hinter dem Hoteleingang zum Gruppenfoto und zur Übergabe der Ausrüstung für die kommenden fünf Tage. Schneeschuhe, Stöcker, Schaufel, Lawinensuchgerät und die Suchsonde wurden uns von Aldo mit einer entsprechenden Einweisung übergeben. Die Ausrüstung sollte verbindlich zu jeder Tour mitgenommen werden, man weiß ja nie! Noch etwas unbeholfen und teilweise angestrengt schnallten wir uns die Schneeschuhe unter die Füße, und auf ging es zu unserer ersten Einführungsschneeschuhwandertour, die direkt vor dem Hotel auf der gegenüber liegenden Straßenseite startete. Unser Ziel war die Nemeshütte, welche auf 1.880 m liegt. Somit hatten wir am ersten Tag einen moderaten Aufstieg von 244 Höhenmetern zu bewältigen.

Der Weg war ein breiter frei geschobener Wanderweg, so dass sich alle gleich mit der Technik, dem Material und den Schneebegebenheiten anfreunden konnten. Nach ungefähr einer Stunde verließen wir den Weg und bestiegen den 1.908 m hohen Seikopfel. Von hier aus hatten wir einen wunderschönen Weitblick in die einzigartige Dolomitenwelt und die Karnischen Alpen. Die ersten Fotos mit freudestrahlenden Gesichtern wurden gemacht. Nach einem kleinen Abstieg zu unserem Hauptweg, kreuzten wir diesen und stiegen dann die letzten Meter zur Nemeshütte auf. Welch eine Freude!!!!!!

Die erste Hälfte geschafft, und eine urige Hütte mit großer Terrasse und kulinarischen Höhepunkten wie Kaiserschmarrn, Knödel in allen Variationen, Apfel- oder Topfenstrudel erwarteten uns, was will man mehr. Gestärkt und motiviert verließen wir nach einer Stunde Aufenthalt auf der sonnigen Terrasse die Hütte, um den Abstieg Richtung Hotel vorzunehmen.

Die Stimmung war gut und bei der Ankunft waren wir alle glücklich, diesen ersten Tag gut bewältigt zu haben und zugleich motiviert und neugierig auf das, was kommen sollte. Der Gang in den Wellnessbereich und das anschließende Ausruhen wurden gerne in Anspruch genommen. Die Krönung dieses Tages war dann das opulente Abendessen, welches auch die Möglichkeit bot, sich über den heutigen Tag auszutauschen. Zum Abschluss gab Aldo für den kommenden Tag Informationen zu Tour, Gelände, Wetter und Ausrüstung.

Verena Balve (Dienstag, 04.02.2020): Lima de Colesei

Wir starten erst um 9 Uhr, das stürmische Wetter kommt uns zu Gute mit einer halben Stunde mehr Schlaf.

Aldo hat die Tour gut durchdacht und vorbereitet. Die Spur hat er am Abend zuvor gelegt und er hat ein optimales Zeitfenster von vier Stunden Sonne für uns präzise  herausgefischt. Die Wolken lichten sich und die frische Schneedecke lässt die Welt rein und geordnet erscheinen. Wir stapfen im entspannten Tempo durch den Wald den Berg empor. Aldo vorweg  hat sein Tempo auf unsere Silver-age-Kondition angepasst. Er vermittelt den Eindruck von gemütlichem Schlendern – wir folgen ihm wie eine Entenfamilie. Die Konzentration auf diesen einen Schritt  lässt meinen Geist zur Ruhe kommen, es stellt sich eine meditative Präsenz in dem wundervollen hier und jetzt ein. Alltagssorgen oder Problemlagen sind wie weggefegt.

Die  Wälder  und auch der Himmel lichten sich und wir  steigen den Berg empor – fasziniert, wie Schneeschuhe sich am Hang festkrallen. Das Spiel von Sonnenstrahlen im aufwirbelnden Schneestaub erzeugt eine mystische Atmosphäre. Mit Schneeschuhen erreichen wir unberührtes Gelände, in das es mit Wanderschuhen oder Skiern keine Eintrittskarte gibt. Dies vermittelt uns eine Perspektive  von absolutem Privileg und Einsamkeit – nur der Berg, der blaue Himmel und wir.  Oben angekommen holt uns die Realität ein, und wir erkennen, dass wir parallel zu dem  Skilift den Berg erklommen haben.

Eine Pause ist nun angemessen, und nirgendwo schmeckt ein Brot so gut wie auf dem Berg. In dieser Höhe sind wir nun dem Wind Stärke 4,5 direkt ausgesetzt und suchen Schutz an einem Stall. Dann geht’s weiter an einem vereisten Hang entlang – eine besondere Herausforderung, diesen seitwärts zu bezwingen. Holli setzt sich mit einem Teil der Gruppe ab und verliert dabei einen seiner Schneestöcke an einem steilen Abhang. Wir wissen von Augenzeugen, dass sein Einsatz leichtsinnig mutig aber  Gott sei Dank erfolgreich war, hier ersparen wir jedoch uns und  Barbara  lieber die Einzelheiten. Der Aufstieg auf das Bergplateau des Lima de Colesei in Höhe von 1972  Metern mit einem Panoramablick auf die karnischen Alpen ist grandios. Wir gratulieren uns für die Bewältigung von ca. 500 Höhenmetern, stoßen darauf mit Harald’s Rum an und geizen auch nicht mit einem Schluck für Pachamama, möge der Berg  uns weiterhin gnädig gesonnen bleiben.

Beim Abstieg erlernen wir eine neue Technik:  mit Schneeschuhen können wir tatsächlich  auch gleiten.  Breitet man vertrauensvoll seine Flügel aus und lässt sich  dann entspannt auf einen langen schwebenden Schritt ein, nimmt hierbei gelegentlich  unverhoffte Purzelbäume in Kauf, so wird man mit einen lustigen und erholsamen Rücktour ins Tal belohnt. Leider bleibt den Kniegeschädigten das Vergnügen vorenthalten, so müssen sie  leider im Zickzack aufwändig absteigen.

Um 14 Uhr erreichen wir das Hotel und sehen dunkle Wolken auftauchen. Umso mehr genießen wir das Wellnessprogramm mit Schwimmen und Saunieren. Abends stärken wir uns am 4 -Gänge-Menü und  erfreuen uns in geselliger Runde bei Doppelkopf.

Frauke Freynhagen (Mittwoch, 05.02.2020): Coltondo Hütte

Nach einem opulenten Frühstück starten wir gegen 9.30 bei Sturm und Schnee vom Hotel Kreuzberg zu Fuß, die Schneeschuhe auf den Rucksack geschnallt auf dem planierten Winterwanderweg zur Nemes Alpe. Auf dem Weg dorthin werden wir von mehreren Trupps der italienischen Armee, stationiert in Innichen, auf Tourenskiern zügig überholt. Im Schneegestöber erreichen wir nach 90 Minuten die warme gemütliche Hütte und wettern mit köstlichem, frisch aus dem Ofen kommenden Topfenstrudel ab. Eine zweite große Gruppe Soldaten mit beeindruckenden weißen Tarnanzügen bringt die Hütte zum Dampfen.

Gestärkt brechen wir, wegen des Wetters nicht zum Roteck, sondern auf einem windgeschützten Weg im Wald, auf jetzt mit Schneeschuhen. Sogar für uns Sturm geprüfte Nordlichter ist es echt pustig, und wir sind froh, nach kurzer Zeit geschützt im Wald, ohne erkennbaren Weg weiter zu wandern. Der Neuschnee hat zum Teil Schneewehen gebildet, an anderen Orten glitzert der alte verharschte Schnee. Im Tiefschnee stapfen wir Aldo durch eine wunderschöne unberührte Schneelandschaft hinterher. Wir erreichen die Coltondo Hütte, die zurzeit leider nicht bewirtschaftet wird, und stärken uns mit „Bordmitteln“ Schokolade und Rum für den Weitermarsch.

Weiter geht es über einen Forstweg, bis wir uns einen steilen Abhang mehr oder weniger elegant, aber zum Glück alle mit heilen Knochen hinunterhangeln. Zweimal queren wir auf unserem weiteren Weg, einzeln, um nicht einzubrechen, einen kleinen verschneiten Bach. Zurück auf dem großen Forstweg erklärt uns Aldo die unterschiedlichen Schneequalitäten, die Gefahr und Entstehung durch Lawinen an Hand einer Schneewächte.

Gemächlich erreichen wir nach ungefähr 7 Stunden bei immer noch kräftigem Wind unser Hotel.
Wer möchte wärmt sich in der schönen Sauna, andere kühlen ihre  beanspruchten Knie oder sammeln ihre Kräfte für das köstliche Abendmenü.

Frauke Freynhagen (Donnerstag, 06.02.2020): Burgstall, 2.168 m

Wir wandern etwas früher vom Hotel los (8:30 Uhr), um noch unbehelligt auf einem Zubringer des Skihangs gemächlich bergauf zu gehen. Nach ca. 20 Minuten biegen wir ab und stapfen steil bergauf durch einen Nadelwald bei -8 Grad im Schatten der Sextener Dolomiten. Nach ca. einer Stunde erreichen wir ein sonniges Plateau, von dem es dann meist in der Sonne mehr oder weniger steil bergauf zum Burgstall, einem Aussichtshügel, geht. Hier machen wir eine längere Essenspause mit Gipfeltrunk und genießen die Aussicht ins Tal. Dann geht es die gut 530 Höhenmeter wieder hinunter, wobei es riesigen Spaß macht, im Tiefschnee die Falllinie hinunter zu gleiten. Gegen 14 Uhr erreichen wir wohlig erschöpft wieder unser Hotel.

Manfred Bühring (Freitag, 07.02.2020): Drei-Zinnen-Hütte, 2.405 m

Am letzten Tag einer sehr intensiven Wanderwoche hatten wir die Wahl, nochmals „alles zu geben“ und die legendären Drei Zinnen zu erobern, oder sich eine eher entspannte Abschlusstour auf der Sonnenseite des Sextentals zu gönnen. Schließlich versammelten sich vier Abenteuerhungrige und unser Wanderführer Aldo um kurz nach acht Uhr an der Bushaltestelle zur Fahrt ins Fischleinbachtal, nicht der Sonne entgegen, sondern in den Kühlschrank, wie Aldo uns vorwarnte.

Es war früh, kalt und wir waren nicht alleine. An der Talschlusshütte, viel wohlklingender Rifugio Fondovalle, überholte uns eine 25köpfige Wandergruppe mit Schneeketten unter den Schuhen sowie die andere Summit-Club-Gruppe aus dem Hotel. Sollten sie doch! Wir hatten alle Zeit der Welt. Und hinein ging’s ins Allsteintal, immer entlang des Rio Landro, den wir natürlich in Aldos „Kühlschrank“ nicht sehen konnten unter seiner Schnee- und Eisdecke. Die Sonne beschien zwar schon die Spitze des Elferkofel und den Croda die Toni; unten im Tal kam allerdings nichts von der Wärme an. Dann wurde es beschwerlich, was eigentlich nicht überraschend kam, denn immerhin hatten wir bis zur Drei-Zinnen-Hütte 900 Höhenmeter mit im Aufstieg unverzichtbaren Schneeschuhen zu überwinden. Aber wir bewegten uns gemächlich und stetig Schritt für Schritt für Schritt meditativ den Drei Zinnen entgegen. Unterwegs überholten uns dutzende Tourenskiwanderer auf ihren schnelleren Brettern; man kam sich aber nicht in die Quere.

Hoch oben und noch ganz weit weg sahen wir einen Eisklotz in der Sonne glitzern, den zu einem Eiswasserfall gefrorenen Abfluss der Laghi dei Piani, dreier zugefrorener Bergseen. Wir mussten Aldo bändigen, denn das Eisklettern hat es ihm angetan. Vorbei an völlig entkräfteten und vor sich hin fluchenden Solo-Schneeschuhwanderern kamen wir endlich in die Sonne! Und diese schien mit ungeheurer Intensität. Aus dem Kühlschrank wurde von einer Sekunde auf die andere eine Sauna, also war „Zwiebel schälen“ und sich neu sortieren notwendig. Zwischen Torre di Toblin, Sasso di Sesto und der Gallerie del Monte Paterno konnten wir SIE dann endlich sehen, die mittlere und höchste der Drei Zinnen, die Cima Grande di Lavaredo, 2.999 m ü/NN 0. Ein mystischer Anblick, ein Ort voller Geschichten und Abenteuer, seit 2009 UNESCO-Weltnaturerbe. Die Mächtigkeit der drei Gesteinsklötze, gebildet aus Dolomitstein CaMg(CO3)2, war überwältigend. Ein Dorado für Kletterer. Den wohl spektakulärsten Meilenstein in der Klettergeschichte setzte Alexander Huber 2002 mit der free-solo-Begehung, also ohne Seil und Sicherung, der extremen Überhänge der Großen Zinne.

Foto: Verena Balve

Unser Aufstieg bis zur Kapelle Chiesetta Alpina mit dem fantastischen Blick auf die Drei Zinnen dauerte insgesamt ca. 4 Stunden, und wir hatten viel Raum für uns, denn die anderen Gruppen waren schon wieder auf dem Weg ins Tal, in den Wellness-Bereich. So konnten wir diese einmalige Bergwelt genießen, was im Sommer bei 2.000 Tagesgästen in der Drei-Zinnen-Hütte ein Alptraum sein muss. Mittlerweile das Schicksal eines jeden touristische Hotspots, dessen Teil wir allerdings auch sind. 

Der Abstieg war dann sehr mühsam und kalt, eben Kühlschrank, die Schneeschuhe dabei zwingend notwendig, aber auch sehr hinderlich und bewegungseinschränkend. Nach 2 ½ Stunden war es dann endlich geschafft. Nur fünf Minuten Wartezeit auf den Bus, also just in time organisiert von Aldo, durch einen letzten Schluck Johannsen-Rum aus Flensburg versüßt. Und dann nach insgesamt 9 Stunden unterwegs ab in die Sauna.

Barbara Schwaner-Heitmann (Samstag, 08.02.2020): Rückreise

Die Mure liegt immer noch da! Bitte was? Und wo? Die Mure ist eine Schlammlawine, also ein Erdrutsch aus einem schnell talwärts fließenden Strom aus Schlamm, die bei dem Starkregen im November den Zugverkehr in Südtirol empfindlich gestört hat. Auch unsere Zugfahrt von der Stadt Olang nach Innichen und zurück wird jäh unterbrochen und zwingt uns zu Schienenersatzverkehr mit dem Bus. Weil die Mure also immer noch da liegt, müssen wir auf der Rückfahrt wieder mit dem Hoteltransport durch den Juniorchef nach Olang gelangen, von dort mit dem Bus nach Innichen, dann weiter zur Franzens Feste und von dort nach München usw. bis wir endlich um 23.45 Uhr! hoch im Norden ankommen, dort wo bekanntlich ein rauer Wind weht.

Als ich anfing Tagebuch zu schreiben, hoffte ich bisweilen, wenn das Leben langweilig wurde, dass irgendein Missgeschick passierte, über das ich berichten konnte. Und so eine Rückreise ist wirklich langweilig! Aber – dann geschah es: Der Bus in Olang Richtung Innichen war vollgestopft mit Menschen, Koffern und Taschen, als er rasant in Richtung der Vorfahrtsstraße anfuhr. Plötzlich hörten wir einen ziemlich erregten Mann mit fuchtelnden Armen „Halt! Halt!“ rufen, und „mein Rucksack!“ Mein Rucksack liegt da draußen!“ Mehrere Stimmen unterstützten sein Rufen, und der Bus hielt an, Schranken schlossen sich, die Abfahrt verzögerte sich, aber Harald kämpfte sich durch das Gepäck, sprang aus dem Bus und warf den einsam wartenden schwarzen Rucksack erleichtert über den Arm. Alle freuten sich, besonders Manfred, der Harald seinen Rucksack geliehen hatte. Trotz der kleinen Verspätung zu Beginn der Busfahrt klappten alle Anschlüsse ohne Verzögerung, so dass wir am Hamburger Hauptbahnhof sichtlich müde bei Alwörden noch einen heißen Kakao schlürfen konnten, um dann den Rest der zwei Stunden dösend oder lesend hinter uns zu bringen.

Vor dem wohlverdienten Schlaf hat sicherlich jeder an die schönen Erlebnisse der Schneeschuhwanderungen, an den blauen Himmel und an die langen abendlichen Gespräche während der erlesenen Fünf-Gänge-Menüs der Südtiroler Küche gedacht.