Rheinsteig 2. Teil

Der Rheinsteig – 2. Teil:  von Koblenz bis Bonn

Rosi Gerlich:

Nachdem wir im vergangenen September den ersten Teil des Rheinsteigs mit großer Begeisterung bewältigt hatten, waren Vorfreude und auch Erwartung auf den zweiten Teil besonders hoch. Auch dieses Mal waren wir zwölf Perso­nen, jedoch in etwas anderer Zusammensetzung. Wir erwanderten in acht Tagesetappen laut Tourenbeschreibung 151 km mit 4.130 m Steigungen.

Freitag, 26.04.2013: Anreise nach Koblenz

Die Bahn-Fahrt nach Koblenz verlief entspannt, alle Mitreisenden waren guter Stim­mung. Auf einem etwa 500 m langen Fußweg gelangten wir vom Bahnhof zum Hotel und bezogen unsere Zimmer. Nun gesellten sich auch Jutta und Peter zu uns, die mit ihrem Pkw voraus gefahren waren. Gemein­sam gingen wir zunächst zum Kurfürstlichen Schloss und danach zum Deutschen Eck. Da das Wetter sehr bescheiden war, hielten wir uns nicht lange im Freien auf und besuchten wieder das bereits bekannte Restaurant am Münzplatz. Hier traf dann auch Elisabeth zu uns und komplettierte unsere Gruppe.

Start vor dem Kurfürstlichen Schloss in Koblenz:Rosi Gerlich, Peter Erichsen, Palle Grønlund, Dieter Jordt, Lotte von Känel, Rosemarie Döge, Jutta Erichsen, Anne Dümke, Elisabeth Rohde, Heike Christiansen, Ellen Zisgen, Uwe Ruppel, Frank Zisgen, Elke Ruppel

Start vor dem Kurfürstlichen Schloss in Koblenz:
Rosi Gerlich, Peter Erichsen, Palle Grønlund, Dieter Jordt, Lotte von Känel, Rosemarie Döge, Jutta Erichsen, Anne Dümke, Elisabeth Rohde, Heike Christiansen, Ellen Zisgen, Uwe Ruppel, Frank Zisgen, Elke Ruppel

Samstag, 27.04.2013: Koblenz – Bendorf (ca. 17 km, 400 HM)

Die Wetteraussichten für den heutigen Tag waren ganz fürchterlich. Wir waren auf das Schlimmste eingestellt und wild entschlossen, auf alle Fälle zu wan­dern. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es regnete höchstens halb so viel, wie angekündigt. Während des Frühstücks trafen zwei Mitwanderer ein, Frank und Ellen Zisgen, Mitglieder unserer Sektion aus der Nähe von Koblenz, die uns für zwei Tage begleiteten und uns viel Wissen über ihre Heimat vermittelten.

Wegen des Wetters legten wir zu Beginn der ersten Etappe erst einmal eine Abkürzung ein und fuhren mit der Seilbahn auf das ehemalige Gelände der Bun­desgartenschau bei der Festung Ehrenbreitstein. Dort verließen wir den Rhein und wanderten hinunter in das Mallendarer Bachtal, durch einen Hohl­weg wieder aufwärts, um wiederum abwärts durch das Warmbachtal nach Val­len­dar zu gelangen. 3 km weiter erreichten wir den Wüstenhof, in dem bereits Goethe zu Gast war, und kehrten ebenfalls ein. Auf der Limesstraße ging es steil hinunter ins Wenigerbachtal nach Bendorf, wo uns ein modernes Ta­gungs­hotel und ein fröhlicher Abend mit den Pneuphonikern erwarteten (siehe: www.pneuphoniker.de).

Sonntag, 28.04.2013: Bendorf – Rengsdorf (ca. 21 km, 570 HM)

Die heutige Etappe war eine wunderschöne Wald- und Wiesenwanderung, je­doch ohne Rheinblick. Zunächst ging es über den Meisenhof an einem Limes­turm vorbei, auf einem Serpentinenweg hinunter ins Sayntal, dann wie­derum aufwärts zur Burgruine Sayn und schließlich wieder abwärts zum Schloss Sayn. Nach einer Pause im Schlosspark hieß es wieder hochsteigen zur Bis­marckhöhe, weiter am Neuwieder Zoo vorbei und noch höher zum Kuckucks­berg. Über den Rastplatz Forstberg und am Schnepfenteich vorbei gelangten wir zu einer Gaststätte, in der wir einkehrten. Wir schienen nicht besonders willkommen, erhielten dann aber doch Kaffee und Kuchen. Da wir oben waren, ging es nun wieder runter ins Aubachtal und – wie sollte es anders sein – jetzt wieder hoch nach Rengsdorf.

Montag, 29.04.2013: Rengsdorf – Leutesdorf (ca. 18 km, 360 HM)

An diesem dritten Wandertag legte ich eine Zwangspause ein: Ich hatte mir bei der Ankunft in Koblenz einen Hexenschuss zugezogen und war nach zwei schmerzhaften Wandertagen und zwei fast schlaflosen Nächten heute ziem­lich kaputt. Mit dem Gepäcktransport fuhr ich direkt nach Leutesdorf. Gemäß Tourenbeschreibung gelangten meine Wanderfreunde zunächst zum Aus­sichts­punkt Schauinsland mit weitem Blick ins Rheintal, dann hinunter ins Lau­bachtal und weiter abwärts ins Wiedtal. Nun ging es wieder aufwärts, an Se­gendorf vorbei ins Aubachtal und nach weiterem Aufstieg wieder abwärts ins Buchbachtal. Ein erneuter Anstieg führte zu einer weißen Schutzhütte und wieder hinunter ins Kehlbachtal und schließlich in den Ort Feldkirchen. Auf schmalem Pfad gelangt der Rheinsteig nun wieder zum Rhein und führt mit schönen Aussichten an Trockenmauern vorbei und durch Weinberge zum Etappenziel nach Leutesdorf.

Dienstag, 30.04.2013: Leutesdorf – Bad Hönningen (ca. 19 km, 620 HM)

Heute ging es zunächst über einen Zuweg durch Leutesdorf und anschließend kräftig aufwärts zum Rheinsteig. Und es ging noch weiter hoch zunächst über Treppen bis zur Edmundhütte und noch höher, um dann wieder abzusteigen ins Mühlbachtal. Durch ein weiteres Auf und Ab gelangten wir nach Ober­ham­merstein, dann nach Niederhammerstein und in das Tal des Hammersteiner Baches. Ein langer und schweißtreibender Aufstieg führte über eine bewaldete Höhe schließlich zur Rheinbrohler Ley. Nun ging es hinunter nach Rheinbrohl und gleich wieder hinauf in die Weinberge, an Arienheller vorbei nach Bad Hönningen. Wir verzichteten auf den Tanz in den Mai und hofften, dass die Jugendlichen des Ortes nicht allzu viel Mühe hatten bei der Verteidigung des vor dem Hotel aufgestellten Maibaums.

Mittwoch, 01.05.2013: Bad Hönningen – Linz (ca. 16 km, 470 HM)

Der Mai war gekommen und mit ihm ein wunderschöner sonniger Wandertag. Wie jeden Tag ging es zunächst aufwärts, erst durch Wald, dann durch Wein­berge bis zum Schloss Arenfels. Weiter ging es abwärts nach Ariendorf, wie­der aufwärts zu schönen Aussichtspunkten, wieder abwärts in das Tal des Leubsdorfer Baches und nach einem weiteren Auf- und Abstieg zum Rhein, den wir bald darauf wieder verlassen mussten. Nach Dattenberg durchwan­der­ten wir ein schmales Kerbtal und gelangten aufwärts zum Aussichtspunkt beim Kaiserbergstadion und schließlich hinunter nach Linz.

Die frühe Ankunft an diesem sonnigen Feiertag nutzten die meisten von uns zu einem gemütlichen Bummel durch den bezaubernden Ort mit seinen wun­derschönen Fachwerkbauten aus fünf Jahrhunderten und zu einer ausgie­bi­gen Kaffee- oder Eispause auf dem Marktplatz. Im Hotel „Friends“, wunder­schön direkt am Rhein gelegen, waren wir besonders originell untergebracht. Jedes der elf Zimmer ist anders gestaltet, Rosemarie und ich teilten uns die blaue Heldensuite, zu der sogar ein Parkplatz direkt neben dem Eingang gehört, während unsere Wanderfreunde im Icecube-Zimmer, in der Kapi­täns­kajüte, im Zimmer Romantischer Rhein sowie im Burgfräulein-, Schweden-, Kuhfell- und Antik-Zimmer untergebracht waren.

Donnerstag, 02.05.2013: Linz – Bad Honnef (ca. 19 km, 540 HM)

Der sechste Wandertag begann wieder mit einem Anstieg zur Burg Ockenfels, führte dann durch das Ockenfelser Bachtal nach Kasbach und schließlich über Treppen steil hinauf zur Erpeler Ley. Über einen kleinen Rundweg gelangten wir zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir einen wunderschönen Blick auf den Rhein und die gegenüberliegende Gedenkstätte der bekannten Brücke zu Remagen hatten. Anschließend ging es hinunter nach Unkel und gleich wieder aufwärts nach Stux, dann wieder hinab ins Hähnerbachtal. Bei einem Was­ser­fall verließen wir den Westerwald und gelangten ins Siebengebirge, von des­sen markanten Kuppen die zwei bekanntesten auch noch auf unserem weite­ren Wanderplan standen. Zunächst ging es mal wieder kräftig aufwärts durch die Weinberge am Elsberg zur Bruchhauser Heide, nach einem Abstieg ins Breitenbachtal erneut kräftig bergan zum Auge Gottes, einem Gedenkstock für Bergleute, die in den Blei- und Kupferbergwerken ihr Leben ließen. Nach einem ebenen Wegstück durch Wald näherte sich der Rheinsteig den ersten Häusern von Bad Honnef, um dann scharf abzubiegen ins Mucherwiesental. Über schmale Wiesenpfade gelangten wir abwärts nach Bad Honnef, wo uns ein schweißtreibender Marsch durch die Stadt zum Hotel bevorstand.

Freitag, 03.05.2013: Bad Honnef – Königswinter (ca. 18 km, 640 HM)

Nach dem Stadtmarsch gelangten wir wiederum durch das Mucherwiesental kräftig aufwärts um den Wingtsberg herum hinab ins Schmelztal und dann lange aufwärts zum Löwenburger Hof und nun wieder abwärts bis ins Röhn­dorfer Tal und dort zum Waldfriedhof. Hier wurde eine Pause eingelegt, die ich und ein paar andere nutzten, die Grabstätte von Röhndorfs bekanntestem Mit­bürger, Konrad Adenauer, aufzusuchen. Nach der Pause begann der Aufstieg zum Drachenfels. Der Weg führte zunächst zum Ulanen-Denkmal und wand sich dann zum Teil als Wurzelpfad hinauf zur Ruine auf dem Drachenfels. Der Nibelungensage zufolge soll Siegfried hier den Lindwurm besiegt haben. Nach erneuter ausgiebiger Pause entschlossen sich einige, mit der Drachen­fels­bahn, Deutschlands ältester Zahnradbahn, hinunter nach Königswinter zu fah­ren, während andere, so auch Rosemarie und ich, den Weg nach unten zu Fuß antraten. Der idyllische Weg durch das Nachtigallental war wegen Stein­schlags gesperrt, so nahmen wir die Fahrstraße, die uns zunächst am Schloss Drachenfels und später an der Nibelungenhalle vorbei führte.

Samstag, 04.05.2013: Königswinter – Bonn (ca. 23 km, 530 HM)

Der achte sowie letzte und gleichzeitig längste Wandertag lag vor uns. Mit der Drachenfelsbahn fuhren wir zur Mittelstation beim Schloss Drachenfels. Dort ging es zu Fuß weiter zum Geisberg, hoch natürlich, und nun wieder runter ins Mirbesbachtal, wo nun der Petersberg als nächste Herausforderung vor uns lag. Der Aufstieg auf den 336 m hohen Berg, wo in dem heutigen Nobelhotel einst die Staatsgäste der Bundesrepublik untergebracht wurden, war halb so schlimm, als erwartet. Nach einem kurzen Rundgang gelangten wir über Ser­pen­tinen in das nächste Tal mit dem Kloster Heisterbach, einer ehemaligen Zisterzienserabtei. Durch das Mühlental ging es wieder aufwärts nach Ober­kassel zum Dornheckensee. Der letzte Aufstieg führte zum Foveaux-Häus­chen, wo wir dann den Wald und somit die wunderschöne Natur verließen und die ersten Vororte von Bonn erreichten. An der Rheinaue angelangt, gönnten wir uns erst einmal ein Eis, denn es war wieder ein sehr warmer Tag. Am Rheinufer entlang, der in Bonn genannten „Schäl Sick“, der etwas rückstän­digen und hinterwäldlerischen rechten Rheinseite, erreichten wir schließlich die Kennedy-Brücke, gelangten über diese zur anderen Rheinseite und letzt­endlich zum Bonner Marktplatz, wo sich das Ziel unseres Rheinsteig-Aben­teuers befand. Jutta, die wegen erhöhten Blasenaufkommens diese letzte Etappe nicht mitgewandert war, erwartete uns mit Urkunden und Ansteck­nadeln, die der Reiseveranstalter für alle Teilnehmer vorbereitet hatte.

Das Ziel auf dem Marktplatz von Bonn ist erreicht!

Das Ziel auf dem Marktplatz von Bonn ist erreicht!

Eine herrliche Wandertour ging zu Ende, der Tag aber noch nicht. Nach dem Duschen und Umziehen trafen wir uns in einem Biergarten zu einem letzten gemeinsamen Abendessen. Meine Mitwanderer nutzten diese Gelegenheit, mir für die Organisation der Tour mit einem gefüllten Umschlag zu danken. Ich war sehr gerührt und erfreut, dass niemand zu Schaden gekommen und kei­nerlei Schwund zu ver­zeichnen war (Juttas Blase und meinen Hexenschuss nicht mitgerechnet). Nun stand uns noch ein langer Abend bevor, denn in Bonn fand die Ver­an­staltung „Rhein in Flammen“ statt. Tausende von Be­suchern säumten das Rhein­ufer und warteten auf das Feuerwerk, das zu später Stunde abgefeuert wurde.

Sonntag, 05.05.2013: Rückreise nach Flensburg

Nach einem guten und zügig eingenommenen Frühstück traten wir die Heim- bzw. Weiterreise an. Wir hätten uns nicht so beeilen müssen, denn der Zug hatte Verspätung. Darüber waren wir nicht unglücklich, denn so bekamen wir den Anschlusszug in Hamburg auch nicht, bei dem wir in Neumünster noch einmal hätten umsteigen müssen, und hatten somit Zeit für eine Kaffeepause, um dann mit dem Direktzug nach Flensburg zu fahren.

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Elisabeth Rohde:

Nach dem nicht enden wollenden Winter in Angeln überraschte uns am Rhein ein betörendes Frühlingserwachen mit überschwänglicher Zierkirschblüte in fulminantem Rosa und über ganz Koblenz verteilten Arrangements, haupt­sächlich von Tulpen diverser attraktiver Formen und Farben. Im Verlauf der Wanderwoche, in der der Rhein nur gelegentlich in der Ferne aufblitzte, nahm das frische Grün der Wälder auf den durchwanderten Höhen von Westerwald, Taunus, Hunsrück und des Siebengebirges stetig zu, unterbrochen nur von zahllosen weiß blühenden Kirschbäumen.

Wandern bei angenehmen milden Temperaturen, wobei die z. T. zögerliche Sonne den Schweiß nur bei den Steilpassagen fließen ließ. Auch auf dieser Wanderroute waren wiederum Blickfang oder Wanderziel romantische Schlös­ser oder Burgruinen bzw. Festungen ehemaliger regionaler Fürsten oder Schutzburgen der mannigfachen Zollstationen. Ein Wermutstropfen, die gen Norden zunehmende Industrialisierung der Rheinebene, und in den Über­nachtungsorten der teilweise erhebliche Bahnlärm. Ein schwacher Trost, dass wir nur mal eine Nacht betroffen waren; für die Anwohner ist es ein krank­machender Dauerlärm! Die Gegenreaktionen waren, in Form eindringlicher Plakate, unübersehbar; ihre Ausführung steht, wie immer, vor einer bisher unüberwindlichen finanziellen Barriere.

Durch den Gepäcktransport mit “Kleins Wanderreisen“ konnten wir uns einem beschaulichen Wandervergnügen hingeben. Nach des Tages Mühen war die überwiegend gute rheinische Küche verdiente Belohnung. Eine Reise, bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln, umweltschonend, wie von den DAV-Mitgliedern erwartet.