30. Treffen am Naturschutz Interessierter

Elisabeth Rohde:

30. Treffen der am Naturschutz interessierten DAV-Mitglieder im Karwendel-Gebirgsstock vom 30.05. bis 04.06.2019

Neben der alle zwei Jahre stattfindenden Naturschutztagung, wird jährlich zu einem interessanten, lehrreichen Arbeitstreffen mit Rangern und Förster sowie natur­spezifischen Vorträgen eingeladen.

Das Karwendelmassiv ist der größte und älteste (150 Jahre) Naturpark Österreichs. Hier begann der Alpinismus, der anfangs eine Flucht aus der beginnenden Industria­li­sierung war. Die ersten Touristen entstammten dem Adel, der sich damals Reisen leisten konnte! Sie widmeten sich der Jagd. Der einzige Weiler des Gebirges ist Hinterriß. Er liegt im Rißbachtal mit wenigen ständig bewohnten Häusern und einem Hotel, in dem wir einquartiert waren, außerdem einem seit zehn Jahren bestehenden Naturpark-Museum mit umfangreicher, systematischer Darstellung von Flora, Fauna, Alpinismus, Jagd und Bergbau.

Die ca. 30 Teilnehmer des Arbeitstreffens widmeten sich verschiedenen Aufgaben, wie Wegebau oder Lehrwanderungen. Das Abendprogramm bestand aus artspezifi­schen Vorträgen. Das 15 km lange Rißtal wird vom Rißbach durchflossen. Das Tal ist nur von Deutschland zugängig. Für solche Exklaven brachte die Grenzöffnung der EU eine erhebliche Erleichterung durch Wegfall der Zollformalitäten. Motorfahrzeuge zahlen auf der Rißtalstraße Maut. Hier ist ein beliebtes Radlerausflugsgebiet. Von Hinterriß bis zum Straßenende an der Engalm beträgt der Anstieg 700 m. Im Winter wird die Straße zur gespurten Loipe umfunktioniert.

Auf der Eng-Alm sind neun Almhütten für Bauern aus dem Randgebiet des Karwen­dels, wie z. B. Schwaz, Stans und Vomp. Vor der Grenzöffnung wurden die Tiere über den Gebirgskamm und die auf 1550 Höhenmetern liegende Bins-Alm getrieben; heute mit LKW über Deutschland auf der Rißtalstraße transportiert. Nur zwei Bauern wählen noch den historischen Weg. Im Karwendel ist die Almwirtschaft seit dem 12. Jh. belegt, und noch im 16. Jh. sprach man von der Hungeralpe. Heute liefert ein eigener Generator Strom für eine Käserei, Ausflugsgaststätte und Boutique mit regionalen Produkten. Der schneereiche Winter 2018/19 verzögerte den Almauftrieb. Im unteren Rißtal gehört zur Wiesenweide das Weiden im angrenzenden Wald, was allerdings zum Verbiß der natürlichen Baumsämlinge und des Buschwerkes führt. Ein weiteres Problem ist das wesentlich erhöhte Zuchtgewicht der Rinder von 200 auf 600 bis 700 kg, das zu weiterer Zerstörung durch Tritt führt. Wichtige Lebensader des Tales ist der Rißbach mit seinen Schotterbänken, auf denen u. a. der seltene, sehr sensible Flußuferläufer brütet und seine Nahrung im Mikrotierbesatz des Baches findet.

Die niederen Bergregionen sind üppig mit Mischwald bestanden, in dem der Berg­ahorn dominiert und vor der Engalm ein umfangreiches Areal, den sogenannten Großen Ahornboden, auf dem Talboden einnimmt. Die langlebigen, zähen Bäume stehen dort teilweise bis 2 m tief im Muren-Schutt. Mehrere Bäume sind bis 600 Jahre alt, sie haben sich an Kälte und Steinschlag angepasst und waren bereits in Europa vor der Eiszeit nachweisbar. Weitere Eiszeitrelikte sind u. a. langsam wach­sende Silberwurz-Matten und fleischfressendes Fettkraut.

Das Hotel in Hinterriß, ein Familienunternehmen mit Umweltpreis: Ein autarkes Unternehmen mit eigener Stromerzeugung aus Wasserkraft, Kläranlage, Forellen­zucht, drei E-Autos von Tesla für private und Taxi-Beförderung sowie drei Ladestatio­nen für E-Autos.

Umweltbildung ist in Österreich ein wichtiges Thema: so der Aufruf: “Mach’s einfach“!! kann man auf viele Lebensbereiche beziehen, besonders Verpackungen – wo kaufen wir ein?! Folgt nicht immer nur dem bequemsten Weg. Überlegen kostet etwas Mühe und den Mut neue Wege zu gehen.


Winfried Schutz:

Mountainbike in der Alpenregion

In Bayern kümmert sich hauptsächlich der DAV um den Dialog, die Infrastruktur und die Lenkung dieser Bergsportart.

MTB nachhaltig in die Zukunft

In Bayern gibt es 3,2 Millionen Fahrräder, davon 20.000 Biker (E-Bike 23,5 %, MTB 6,5 %). Die Alpenregion wird jährlich von 8 Millionen Touristen besucht. Eine Besucher­lenkung der Mountainbiker, besonders der E-Biker, ist oft nicht möglich, da sie nicht in einem Verein oder einer Interessen-Gemeinschaft organisiert und somit nicht erreichbar sind.

Der DAV hat ein Projekt MTB für drei Jahre aufgelegt, einen „Runden Tisch“, der sich die Haftungsfrage, eine Beschilderung und Unterhaltung der Wege zur Aufgabe ge­macht hat. Im Landkreis Oberallgäu gibt es eine Lenkung der MTB`er, im Landkreis Wolfratshausen jedoch nicht. In Österreich/Tirol gibt es eine Interessen-Gemein­schaft MTB, seine Aufgaben sind:

  • Dialog
  • Infrastruktur und Lenkung
  • Aufklärung für Biker

Folgende Themen wurden behandelt: Ausrüstung, Fahrt den Berg hoch und das Fahr­rad hochtragen, Verhalten in der Gondel und der Hütte, Verhalten gegenüber Para­gleitern und Wanderern, Benutzung illegaler Forstwege. In Tirol gilt Fahrverbot für MTB‘er auf Wander- und Forstwegen, Freigabe von Wanderwegen ist beschränkt. Zuständig hier in Tirol ist die Forstverwaltung.

Es gab eine rege Diskussion über das Verhalten der MTB‘er und E-Biker gegenüber Wanderern. Adäquates Verhalten miteinander. Verhalten der MtB‘er: Klingel benut­zen oder Ansprache, Tempo anpassen. In Tirol führen die Parkranger bei Verfeh­lungen ein aufklärendes Gespräch, statt einer Strafe.

Info: Bike-Booklet, www.bike.booklet.de

Bergwelt-Tirol / Tiroler MTB Modell 2.0

Zuständig Forstverwaltung: Regelung aller Sportarten, Lenkung, Schutzzonen, speziell freigegebene Forstwege Modell 2.0 (sonst verboten), Wegehalter gibt Weg frei, Haf­tungen auf Vertragspartner (Entgelt für Einschränkungen an Eigentümer), Verhaltens­regeln, Schwierigkeitsklassen für Routen MTB

Beschilderungen: MTB-Schilder = gelb, Schilder für Singeltrails = blau