Mein Jungfrau-Marathon

Das schweizerische Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau bietet eine großartige Kulisse für eine Marathon-Herausforderung der besonderen Art. Von Interlaken am Brienzer See entlang führt die 42,195 km lange Laufstrecke zunächst nur mäßig ansteigend etwas über Lauterbrunnen hinaus. Bis dahin sind die Wege asphaltiert oder geschottert und führen durch Dörfer, Wälder und an Bächen entlang. Immer wieder öffnen sich neue Blicke in die wunderbare Natur der Berner Alpen.  Dann aber wartet „die Wand“, die mit etwa 400 hm über einen 2 km langen Serpentinenweg „bestiegen“ werden muss. Hier ändern fast alle Teilnehmenden den Laufrhythmus in einen mehr oder weniger strammen Wanderschritt, wobei die Meisten ihren Kilometerschnitt verdoppeln. Fortan werden weitere Höhenmeter erklommen und das Panorama der weiß bedeckten 4.000er rückt immer näher. Hier gibt es die Besonderheit, dass die Kilometerschilder nun alle 250 m das Vorankommen anzeigen. Über gut zu laufende bzw. zu steigende Bergtrails geht es immer weiter hinauf. Am Ende der „Moräne“ wartet der legendäre Dudelsackspieler, um eigentlich den höchsten Streckenpunkt zu feiern. Coronabedingt wurde der letzte Kilometer diesmal nicht hinab auf die Kleine Scheidegg sondern weiter bergan zum Eigergletscher geführt (2.320 m. ü. NN). Am 11. September 2021 erreichte ich nach gut 5 Stunden, mit über 2.000 bezwungenen Höhenmetern, überglücklich und tief beeindruckt das Ziel am Fuß dieser gewaltigen Eisriesen! Die Begrüßung der Zuschauenden und des Moderators, begleitet von packender Musik, übermannte meine Gefühle und ließen mich tanzen. Ich konnte kaum aufhören. Nach 4 oder 5 Liedern kam eine Frau mit Mikrofon, um mich zu interviewen. Ich weiß nicht mehr genau, was ich sagte. Aber unsere DAV Sektion in Flensburg fand Erwähnung. Dann bekam ich die verdiente Medaille und das Finishershirt. Abschließend gönnte ich mir die Zielverpflegung und genoss dabei den allmählich von Wolken verhüllenden Blick auf das Bergmassiv.

Stefan Riedel