DAV – Alpenverein Flensburg Bergtour für Nordlichter

Dieses Jahr sollte die Sektionstour in den Alpen uns auf den E5 führen. Wir wollten einige Etappen dieses Fernwanderweges bezwingen und haben uns für die Variante von Oberstdorf zur Kaunergrat-Hütte entschieden. Insgesamt neun Teilnehmer aus unserer Sektion starteten am 10. Juli in den Allgäuer Alpen.

Der Workshop „Grundlagen (Berg)wandern“, der von unserer Sektion angeboten wird, bot allen Mitwandernden eine gute Vorbereitung auf dieses Abenteuer.

Text: Kai Vermehren
Fotos: Gerhild Schiller

Nach einer individuellen Anreise trafen sich alle Teilnehmenden am ersten Wandertag gegen Mittag an der Kemptener Hütte. Dort konnten alle einen ersten Eindruck von dem alpinen Alpenflair genießen.
Nachmittags ging es dann über das Mädele-Joch hinunter ins Lechtal. Dort konnten wir es uns nach sechs Stunden Gehzeit in einem Hotel in Schongau gutgehen lassen.

Am nächsten Tag stand der Aufstieg zur Memminger Hütte auf dem Programm. Mit dem Wandertaxi „Fred Feuerstein“ ging es in atemberaubender Fahrt das Madautal hinauf. Nach einem langen Aufstieg folgte ein entspannter Nachmittag mit gigantischen Portionen Kaiserschmarrn auf der Hütte. Vom Hausberg dem Seekogel 2.412 m hatte man einen grandiosen Ausblick auf den Kranz von Bergen, der die Hütte umspannte.

Nach der ersten Hüttennacht machten wir uns früh auf zur Seescharte. Da auf diesem Abschnitt noch alle Alpinschulen unterwegs sind, gab es morgens eine kleine Völkerwanderung beim Anstieg zur Seescharte. Hinter der Scharte erwartete uns dann die Sommersonne und ein Blick zum Zamser Loch. Der lange Abstieg nach Zams führte uns durch alle Vegetationszonen der Alpen und mit der Seilbahn ging es am späten Nachmittag noch zur Zamser Schihütte hinauf, so dass dieses unser längster Wandertag wurde. Abends konnten wir dann alle gut schlafen.

Der nächste Tag bescherte uns dann bei bestem Bergwetter eine windige Gratwanderung über den Kamm des Venetgebirges. Während einer Pause auf der Galflun-Alm hatten wir das etwas bizarre Erlebnis, dass die Hüttenbewirtung offenbar kein Interesse an Gästen hatte. Es gelang uns gerade noch Getränke zu bestellen. An einem Verkauf von Speisen bestand jedenfalls kein Interesse und auch das Bezahlen war ein eher zäher Vorgang.
Abends erreichten wir dann die Pferderanch „Neu Amerika“. Hierbei handelt es sich um eine familiengeführte urige Unterkunft, die hauptsächlich Wanderer, Biker und Reiter als Zielgruppe hat.

Dieser Sommer war sehr warm und trocken. Daher mussten in vielen Regionen die Almwiesen künstlich bewässert werden, unter anderem auch im Bereich des Wiesenhofs. Das notwendige Wasser wurde durch den Gallrutstollen dorthin geleitet, was zur Folge hatte, dass die Wanderung durch diesen über einen Kilometer langen Stollen für uns nicht möglich war. Wir umfuhren diesen Bereich mit dem Wandertaxi und stiegen von Feilschen aus zur Verpeilhütte auf.
Die Hüttenwirtin hat sich dazu entschieden, von montags bis freitags nur noch vegetarische Speisen anzubieten. Trotzdem verfügt die Hütte über ein umfangreiches und abwechslungsreiches Angebot an schmackhaften Speisen. Dieses nachhaltige Angebot wird von den Gästen auch sehr gut angenommen.
Nachmittags stand noch ein Ausflug auf den Mooskopf (2.532 m) auf unserem Programm.

Vorbei an den von der Natur in Jahrtausenden geprägten skurrilen Bergformationen der Madatschtürme und des Verpeilturms folgte das anspruchsvollste Stück auf unserer Wanderung, die Überschreitung des Kaunergrats. Am Gletscher vorbei, führte der E5 hinauf zu einer steilen und zum Teil unwegsamen Rinne zum Madatschjoch (3.030 m). Oben war es windig und kalt. Den hochalpinen Höhepunkt unserer Wanderung konnten wir nicht genießen. Alle wollten schnellstmöglich über den gut versicherten Weg zum Ausstieg aus dem Übergang. Der Kaunergrat ist überquert. Wir befanden uns inmitten einer faszinierenden und einmaligen Hochgebirgsarena.

Auf der Terrasse der Kaunergrat Hütte wurden wir dann mit einem erstklassigen Ausblick auf die umliegende Bergwelt belohnt. Allein für diesen Anblick haben sich die Mühen unserer siebentätigen Wanderung gelohnt.
Aber der Hüttenwirt und der Wegewart der Sektion Mainz nahmen diesem Moment etwas von seinem Glanz. Sie gaben uns einen Einblick in die jetzt schon spürbaren Folgen des Klimawandels: zum einen wird es immer schwieriger, dass notwendige Wasser für die Hütte zu generieren. Die Wasserleitung zum schnell schrumpfenden Gletscher musste dieses Jahr erheblich verlängert werden. Zum anderen löst der schwindende Permafrost mittlerweile so viel Gestein aus den Felsen, dass an eine dauerhafte Wegereparatur auf der Nordseite des Madatschjochs nicht mehr zu denken ist.

Nach der letzten Hüttenübernachtung auf 2.817 m Höhe folgte der lange Abstieg im Morgengrauen zur Bushaltestelle in Plangeross im Pitztal. Die vielen Eindrücke der letzten sieben Tage ließen uns nicht los. Jeder hing auf dem langen Abstieg seinen eigenen Gedanken nach. Wir mussten Abschied nehmen von der beeindruckenden Bergwelt der Ötztaler Alpen.

Aber Bergvagabunden sind treu. Wir kommen wieder: 2024 beabsichtige ich die Tour in Richtung Bozen fortzusetzen …