DAV Flensburg – Schnapssuche auf der Steireralm

Im Januar 2023 reiste erneut eine Gruppe unserer Sektion in die Brennerberge, um unter der Leitung von Bergführer Aldo Guerrero mit Schneeschuhen die verschneite Umgebung von Obernberg zu erkunden. Hier ist der Bericht der Teilnehmer.

Bei -13 Grad treffen wir uns zur Ausgabe der Ausrüstung: natürlich Schneeschuhe und Wanderstöcke. Darüber hinaus für den Fall eines Lawinenunglücks für jeden ein LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät), eine Schaufel, eine Sonde (eine faltbare Stange zum Suchen von Verschütteten) und Spikes für die Schneeschuhe, falls man mal über eine Eisfläche gehen muss.

Unser peruanischer Bergführer Aldo motiviert uns mit dem Versprechen, dass es auf der Steireralm einen Schnaps geben würde. Da vor der Haustür erst vor drei Tagen ein wenig Schnee gefallen war, konnten wir die Wanderung ohne Schneeschuhe beginnen. Sie wurden am gut gefüllten Rucksack befestigt.

Es ging am plätschernden Bach entlang, an der Kirche vorbei bis zum Endpunkt der Rodelbahn im Wald. Dort wurden endlich die Schneeschuhe angelegt. Es ging sachte bergauf zum Obernberger See. Dort wurde es Zeit, uns einiger Kleidungsstücke zu entledigen. Wir hatten uns schon gut warmgelaufen. Auf einem großen Felsbrocken am See besichtigten wir die Kapelle „Maria am See“. Der Felsbrocken stürzte Anfang des

letzten Jahrhunderts in den See, und 1934 wurde darauf die Kapelle errichtet. Diese Kapelle zählt zu den schönsten in Tirol, unter anderem wegen einer besonders schönen Bemalung der Kuppeldecke. Weiter ging es zur Steireralm. Der Schnee wurde deutlich tiefer, ohne Schneeschuhe wären wir nicht mehr weitergekommen.

Bei der Steireralm musste erstmal der Schlüssel gefunden werden. Er sollte links oben neben der Tür sein. Aber neben welcher Tür? Während wir uns einen sonnigen geschützten Platz zum Picknicken suchten, war Aldo verzweifelt auf Schlüsselsuche. Er fand den Zugang zur Milchkammer und auch zur Käserei. Nur den Schnaps fand er leider nicht, was wir aber gut verschmerzen konnten.

Als wir den Rückweg antraten, ging es zum ersten Mal durch unberührten Tiefschnee. Aldo zeigte uns, wie man mit dem „Telemark-Schritt“ mit einem leichten Gleiten sicher vorankommt. Wir gingen fast den gleichen Weg zurück, nur diesmal querten wir den Obernberger See. Nach 12 Kilometern mit etwa 500 Höhenmeter waren wir rechtzeitig zum Kaffee im Hotel zurück.

 

Am nächsten Tag ging es ins Fraderertal. Die erste Etappe mit den Schneeschuhen am Rucksack führte durchs Dorf. Am Koflerhof bog der Weg ab und folgte dem zum Teil zugefrorenen Fraderer Bach mit wunderschönen Eisskulpturen bergaufwärts ins Fraderer Tal. Von der Mooralm ab mit Schneeschuhen erst durch ein Almengebiet, bevor es wieder stetig bergan durch einen Fichten- und Lärchenwald ging. Wir stiegen ein steiles Stück bergauf, dann folgte ein Weg auf offenem Terrain oberhalb der Baumgrenze, bis wir unser Ziel, die Hochlegeralm, erreichten Hier gönnten wir uns wegen des kalten Windes nur eine kurze Pause. Zurück im Wald schien die Sonne auf pulvrigen Schnee. Hier zeigte uns Aldo, wie man mit den Schneeschuhen den Berg herunter gleiten kann. Manche Versuche endeten lachend im Pulverschnee. An diesem, sonnigen, windgeschützten Ort erklärte uns Aldo, wie im Notfall einer Lawine Verschüttete aufgespürt und gerettet werden können. Herrlich schien die Sonne auf der Fraderalm während unseres Picknicks. Bergab ging es zügig den gleichen Weg zurück.

 

Am dritten Tag ist der Hausberg dran: die Allerleigrubenspitze, 2131 Meter. Aber man sieht ihn nicht vom Ort aus. Gegenüber vom Hotel geht es hoch in den Wald, anfangs noch ohne Schneeschuhe. Die Waldwege haben hier nur eine geringe Steigung und sie bieten wechselnde Ausblicke auf den See, die Tribulaune dahinter und die andere Talseite. Schließlich wird der Schnee doch tiefer, und so legen wir die Schneeschuhe an mit geübten Griffen. Dann geht es links ab einem Sommerwanderweg folgend hoch, rasch naht die Waldgrenze, die Sonne scheint hell, glücklicherweise weht kaum Wind. Dann kommt ein Aufstieg über eine freie Flanke – freier Blick zu Gipfeln mit Kreuzen überall. Nur die Allerleigrubenspitze erweist sich als bescheidener Steinhaufen. Das Entscheidende ist der Blick auf die Kette der Zillertaler Alpen und die Hausberge von Innsbruck.

 

Am vierten Tag sollte es auf den Sattelberg gehen. Eine besondere, zusätzliche Herausforderung: Abfahrt mit dem Bus um 8.10 Uhr, Treffen um 8 Uhr gestriegelt und gespornt. Die Stimmung ist etwas gedämpft, da die französische Handballnationalmannschaft unseren Jungs gezeigt hat, wo der Hammer hängt.

Wir haben minus 12 Grad, der Wetterbericht sagt heiter bis wolkig, wobei die verschiedenen Apps sich noch streiten, es variiert von 1-7 Sonnenstunden. Nach einer fünfminütigen Busfahrt nach Gries am Brenner geht es für ca. 450 Höhenmeter teils durch Waldgebiet und Skipisten hinauf zur Sattelalm (1637 m); dort gibt es erst mal eine Stärkung, bevor die härtesten Alpinisten den Aufstieg zum Gipfelkreuz des Sattelbergs (2115 m) in Angriff nehmen, um ein kleines Frühstück in Italien zu zelebrieren.

Ein kleiner Teil verbleibt auf der Sattelalm und versüßt sich den komodigen Teil mit Kaffee und Kaspressknödelsuppe. Beim Abstieg zur Sattelbergalm wählt ein kreativer Schneeschuhwanderer einen einfacheren Weg, indem er auf seiner Schaufel, die zum Lawinenrettungsequipment gehört, die Skipiste herunter rodelt. Auf der Sattelalm wird sich noch einmal gestärkt, bevor als Highlight des Tages eine zwei Kilometer lange Abfahrt auf dem Schlitten 450 Höhenmeter bergab beginnt – eine Riesengaudi, selbst für betagte Wanderer.

 

Der letzte Tag vor der Rückreise stand dann unter einem unglücklichen Stern. Bergführer Aldo erkältet (Corona!) und fünf Teilnehmer ebenfalls mit Erkältungssymptomen bzw. mit Muskelkater vom Vortag. Die geplante Wanderung vom Nösslachjoch (2225 m) hinunter nach Obernberg fiel dem schlechten Wetter zum Opfer. Deshalb führte Aldo die letzten vier Verbliebenen bei klirrender Kälte (-10 Grad) und leichtem Schneefall am Obernberger See vorbei auf den Tiroler Höhenweg Richtung Sandjöchl. Der Weg führte ganz idyllisch durch ein winterlich verschneites Tal. Nach einem steilen Anstieg und nach Querung eines Bachlaufs machten wir nach 550 Höhenmetern bei Sonnenschein eine Eß- und Trinkpause im Windschatten eines Kuhstalls. Zurück ging es unterhalb der Steireralm durch den Kaserwald am See vorbei Richtung Rodelbahn – leider hatten wir keine Schlitten dabei. Aldo beschrieb das Wetter als sehr winterlich.

Wiltrud Frahm
Frauke Freynhagen
Bent Ademsen
Gerd Andresen
Peter Freyenhagen
Georg Kallsen
Aegidius Schneider