Schrauberkontest

Annette Völker und Detlef Welz:

2. Norddeutscher Schraubercontest am 07.02.2016 – Den Profis auf die Finger geschaut

An unserer „Hausübungswand“ in Damp werden leider schon seit langem keine neuen Routen mehr geschraubt. So leidet nicht nur die Trainingsmotivation, sondern auch der mögliche Leistungszuwachs. Was Neues musste dringend mal her. Nach Einverständniserteilung durch die Hallenaufsicht stand fest: Wir schrauben uns selbst mal was Neues – und stellten fest: Das ist gar nicht so einfach! Wo fängt man an? Oben oder unten? Wie bekommt man es hin, dass die Route für eine 1,65-m-Frau genau so schwierig ist, wie für einen 1,85-m-Mann? Welchen Griff am besten wohin? Wodurch schafft man unterschiedliche Schwierigkeitsstufen? Wir waren jedenfalls über mehrere Wochenenden beschäftigt, bevor wir unser Erstlingswerk vollendet hatten und am lebenden Objekt getestet werden konnte. Auch wenn wir viel Lob ernteten, die Fragen blieben.

So traf es sich gut, dass am 7. Februar in Lübeck bei den Urban Apes der 2. Norddeutsche Schrau­bercontest stattfand. Hier sollten wir ja wohl ein paar Antworten bekommen.

Annette - schrauberkontest 2Als wir in der Halle ankamen, herrschte bereits emsiges Trei­ben. Die Griffsätze und der Standort für die jeweilige Route waren durch Losverfahren ver­geben worden. Geschraubt wer­den sollten Routen im Schwie­rigkeitsbereich 5. – 7. Grad. Das entspricht in etwa dem Lei­stungsspektrum, in dem sich die meisten Kletterer bewegen. Die Essenz unserer Forschung vor­weg: Es führen viele Wege ans Ziel. Die Art der Griffe (Form, Größe, Griffigkeit) und die Wand­beschaffenheit, z. B. gera­de, über­hängend, Verschnei­dung, geben den möglichen Schwierig­keitsgrad schon grob vor.

Annette - schrauberkontest 1

Die meisten Schrauber begannen dann tatsächlich von unten. Genauso ist es aber möglich, erst den Topgriff zu setzen oder besonders prägnante Griffe an geeigneter Stelle zu platzieren und den Rest der Route darum aufzubauen. Hinzu kommt die Überlegung, durch das geschickte Platzieren der „Nubbsies“ den Kletterer dazu zu zwingen, bestimmte Techniken einzusetzen. Wen immer wir fragten, jeder gab uns bereitwillig Auskunft und Tipps.

Nachmittags war das anwe­sende Klettervolk dann dazu aufgerufen, die neu ge­schraubten Routen nach vorgegebenen Kriterien zu bewerten. Die Punkteskala reichte von „0 = kacke“ bis „100 = galaktisch“.

Obwohl die meisten Routen von ihren Schraubern in dem engen Bereich zwischen 6+ bis 7 eingeschätzt worden waren, wich das subjektive Empfinden des Testperso­nals mitunter deutlich ab. Es gab Routen, die waren ein einziges Rumgewürge und wenig kreativ. Andere über­zeugten durch viel Sachver­stand und technische Fines­se und erforderten zur Be­wältigung ein breites Bewe­gungsspektrum.

Wir hatten danach jedenfalls jede Menge zu fachsimpeln. Ob das gewonnene Wissen den geplanten Versuch Nummer 2 allerdings vereinfacht, bleibt noch fraglich.