Hüttenfreizeit im Harz

Rosi Gerlich:

Hütten-Freizeit für Kinder und Jugendliche im Harz vom 23. bis 27. Juli 2016

Eine weitere gelungene Veranstaltung liegt hinter uns: Zwölf unserer ganz jungen Mitglieder zwischen knapp fünf und zwölf Jahren erlebten mit vier Omas, zwei Opas, einer Mama und zwei erwachsenen Teilnehmerinnen fünf herrliche Tage in der wunderschönen Natur des Nationalparks Harz. Unser „Basislager“ bezogen wir in der Malepartus-Hütte der DAV-Sektion Hildesheim. Malepartus – ein seltsamer Hüttenname. Herr Gerlach, der Hüttenwart, klärte uns auf: Malepartus ist lateinisch und bedeutet ‚Heim des Fuchses‘. Das passt gut in diesen mystischen Wald. Das Haus jedoch ist weniger ein Fuchsheim, sondern eine super gemütliche Hütte mit einem großen Aufenthaltsraum und sehr schönen Zimmern und zwei Matratzenlagern. Da die Malepartus-Hütte eine Selbstversorgerhütte ist, wanderten wir zweimal täglich in die gegenüberliegende Hütte des Hildesheimer Skiclubs, wo wir vom Pächterehepaar Schütz morgens Frühstück und abends eine warme Mahlzeit bekamen.

Die Kinder, die sich größtenteils nicht kannten, schlossen sofort Freundschaft und verstanden sich während der ganzen Freizeit allerbestens. Wir unternahmen kleine Touren durch den Wald und genossen dabei leckere Blaubeeren. An einem Bach hatten die Kinder besonders viel Spaß beim Bau eines Staudamms. Trotz eiskalten Wassers schleppten sie unentwegt Steine und waren kaum wieder herauszubekommen.

Bei einem Ausflug nach Bad Harzburg erklommen wir den Baumwipfelpfad. Auf dem rund 1000 m langen Pfad befinden sich auf 18 Plattformen knapp 50 verschiedene Erlebniselemente mit interaktiven Infoständen über Tiere, Insekten, Bäume sowie auch Ruhestationen. Bei einem Wipfelquiz galt es u.a. zu raten, wie Kiepenfrauen noch genannt werden: a) Kamele, b) Ziegen oder c) Bären? Aber was sind Kiepenfrauen? Kiepen sind aus Weidenruten oder ähnlichem Material geflochtene Körbe, die auf dem Rücken getragen werden. Und Kiepenfrauen sind Frauen, die mit diesen Körben Material geschleppt haben, sie wurden Kamele genannt. Einige Teilnehmende besuchten das Luchsgehege an den Rabenklippen, während andere mit der Burgberg-Seilbahn auf den Großen Burgberg (483 m) schwebten. Auf dem Burgberg zeugen die Ruinen der Harzburg von kriegerischen Zeiten, und zu Ehren von Reichskanzler Bismarck reckt sich seit 1877 die Canossa-Säule in die Höhe.

Der Höhepunkt der Jugendfreizeit war jedoch die Wanderung auf den Brocken, mit 1141 m der höchste Berg Norddeutschlands. Unter der fachkundigen Leitung von Holger bewältigten die Großen die 7,2 km lange Wanderung hoch und ebenso lang wieder runter mit Bravour. Die drei kleinsten Teilnehmer durften währenddessen unter großmütterlicher Aufsicht im Bach spielen und einen weiteren Ausflug nach Bad Harzburg zum Wildkatzenpfad machen. Vor, zwischen und nach den gemeinsamen Aktivitäten wurde auf dem Spielplatz des Hildesheimer Skiclubs getobt, geschaukelt, geklettert oder Fußball gespielt. Im Haus fanden sich Gruppen für Karten- oder Gesellschafsspiele oder zum Malen zusammen.

Zwei ganz besondere Aktivitäten müssen unbedingt Erwähnung finden: Zum einen das gemeinsame Singen von Wander-, Seefahrer- und Quatschliedern mit Barbara, begleitet auf der Gitarre durch Holger. Zum anderen Tai Chi-Übungen unter Anleitung von Barbara zur Entspannung der Erwachsenen und zur Belustigung der Kinder. Wir hatten also alle einen Heidenspaß bis auf eine Ausnahme: Gnitzen! Was sind Gnitzen? Gnitzen, auch Bart- oder Moormücken genannt, gehören zur Familie der Zweiflügler. Weltweit leben etwa 4000 Arten dieser Tiergruppe, über 190 Arten sind aus Deutschland bekannt. Es handelt sich dabei um kleine Mücken mit Körperlängen bis etwa zwei Millimeter. Von den 190 Arten leben – so mein Gefühl – etwa 100 Milliarden im Harz und die Hälfte davon in Oderbruch. Auf alle Fälle sind uns diese winzigen Biester mit ihren unzähligen Stichen fürchterlich auf den Senkel gegangen.

Diese fünf Tage in der Natur waren herrlich. Die Kinder, jedenfalls meine Enkel, haben kein einziges Mal nach Fernsehen gefragt und nachts besonders tief und fest geschlafen. Am letzten Tag wurde noch gründlich sauber gemacht, Abschied genommen und nach Hause gefahren. Der Hüttenwart war zufrieden mit uns, obwohl ich ziemlich sicher bin, dass er eine so muntere Rasselbande noch nie in seiner Hütte hatte. Auch der für die DAV Sektion Hildesheim zuständige Hüttenwart hat im Nachhinein keine Klagen geäußert. Wir dürfen somit gerne wieder kommen.