Alpenüberquerung

Gemeinsam über die Alpen von Hall in Tirol nach Brixen in Südtirol vom 10. bis 18. Juli 2017

Nach einer über zwölfstündigen Zugfahrt über Hamburg, Kassel, München und Jenbach wurden wir um 17:30 Uhr von unserem Tourleiter Aldo Guerrero in Hall in Empfang genommen und zum Hotel Austria Classic Heiligkreuz begleitet. Nach Bezug der Zimmer erwartete uns ein köstliches Abendessen mit anschließender Programmbesprechung für die kommenden Tage. Diese Tour wurde durch Holger Heitmann in Zusammenarbeit mit dem Summit Club organisiert.

Klaus Hansen: 11.07.2017, Hall – Lizumer Hütte

Zwei Großraum-Taxen holen uns im Hotel Heiligenkreuz in Hall in Tirol ab und bringen uns zum Parkplatz Walchen. Unsere erste Wanderung führt uns zur Lizumer Hütte (2019 m). Nach einer kurzen Mittagspause sind neun Teilnehmer zur Grauen Wand aufgebrochen. Ca. 150 m unter dem Gipfel sind mit Aldo drei Teilnehmer zum Gipfel aufgestiegen. Ein nahes Gewitter zwang uns zum schnellen Abstieg. Zurück in der Lizumer Hütte haben wir unser Lager aufgeschlagen. Ein Bergsteiger-Abendessen beschließt den Tag.

Claudia Behnke: 12.07.2017, Lizumer Hütte – Tuxerjochhaus

Die erste Nacht im Bettenlager in der Lizumer Hütte ist geschafft. Wir haben alle schlecht oder wenig geschlafen. Trotzdem geht es voller Tatendrang hinauf zum Pluderling Sattel (2743 m), einige stiegen noch weiter auf zum Geiergipfel (2857 m). Der sehr ausgeschwemmte Abwärtspfad verlangte volle Konzentration, alle schafften es mit kleinen Plessuren. Dann endlich erreichten wir unser Ziel, das Tuxerjoch-Haus auf 2340 m.

Ina und Wolfram Kühnelt: 13. + 14.07.2017, Tuxerjochhaus – Friesenberghaus – Pfitscherjochhaus

Alpenquerung bedeutet, faszinierende alpine Gebirgswelt in ihrer Vielfalt erleben. Das prägt insbesondere diese beiden Tage. Noch eine kurze befestigte Strecke Wirtschaftsweg in Hüttennähe, dann über sanft steiler werdende Almenwiesenwege, die mitunter tief ausgewaschen und sehr beschwerlich sein können. Weiter auf stark ansteigenden Felspfaden in die Höhe. Wasserfälle stürzen vereinzelt in die Tiefe. Der Schweißpegel steigt beträchtlich. Auf Schnee- und Geröllfeldern ist Konzentration und Flexibilität angesagt. Nebel und Nässe verstärken die innere Anspannung. Jeder Schritt, jeder Tritt und Halt bedarf der Kontrolle, absolut dann in der mit einem Stahlseil versicherten Felswand. Aldo führt und betreut uns in zwei kleinen Teilgruppen sicher hindurch. Spätestens in dieser Steilwand war sich jeder seiner Schwindelfreiheit bewusst. Vorübergehende Erleichterung und Entspannung spüren wir dann in der Gipfelregion, wenn wir an einem Kamm, einem Joch oder einer schmalen Scharte (Friesenbergscharte, 2904 m) angelangt sind und unseren Tageshöchstpunkt überwinden. Die Aussicht auf Täler, Bergketten und Seen (u.a. Schlegeis-Stausee) ist zeitweise durch Nebel und Regen eingeschränkt, trübt aber keineswegs die Wander- und Bergsteigerbegeisterung.

Diese Gebirgslandschaft hat ihre wunderschöne der Höhenlage und Jahreszeit angepasste Vegetation. Jetzt im Sommer lachen uns auf der Alm gelbe, rote, weiße, blaue Blüten an, die Armin abends (fast) alle in seinem Bestimmungsbuch wieder findet. An steileren Berghängen blühen romantisch Alpenrosen, winziger Frühlingsenzian, gelb strahlende Arnika und Berghahnenfuß. Nur sehr selten finden wir weiter oben getarnt und versteckt das Edelweiß. Wir queren tiefer gelegen auf Bohlenpfaden ein Hochmoor mit kräftigen Farnen und violett blühenden, mannshohen Disteln. Weiden, Krüppelkiefer, Zirbelkiefer und Tannen markieren die Baumzone. Die Gruppe dankt es Holger besonders, wenn er zur Stärkung in der Mittagspause dazu noch bei einsetzendem Regen eine Hütte eingeplant hat (Dominikushütte, 1805 m). Friesenberghaus (2498 m) und Pfitscherjochhaus (2276 m) zeichnen sich beide durch freundliche Betreuung und sehr gutes Abendessen aus. Das regt uns nicht zuletzt zu fröhlicher Hüttenmusik mit Gesang und Gitarrenspiel an.

Christian Rahf: 15.07.2017, Pfitscherjochhaus – Weitental

Nach einer entspannten Nacht im exklusiven Pfitscherjochhaus (Hotelcharakter) und einem guten Frühstück geht es um 08:00 Uhr auf die längste Tagesetappe. Das Wetter zeigte sich nicht von seiner schönsten Seite. Wind etwas Regen, Graupel, Schnee und ein Sonnenstrahl.

Vom Pfitscherjochhaus, 2276 m, geht es moderat bis 09:15 Uhr bergab zur Kaseralm, 1739 m. Dann aber folgt ein längerer fordernder Aufstieg, Trittsicherheit wurde abverlangt am romantischen Unterbergkamm entlang zur Gliederscharte auf 2644 m, die wir um 12:40 Uhr erreichten. Nach einer kurzen Rast, es war kalt und ungemütlich, erfolgte der lange Abstieg durch die Duner Klamm. Die Sonne zeigte sich am Nachmittag von der schönsten Seite und um 17:00 Uhr hatten wir, froh und zufrieden, den langen Abstieg von insgesamt 2040 Hm geschafft und den Ort Pfunders im gleichnamigen Tal erreicht. Von dort brachte uns ein Bus zur Pension Moarhof in Weitental, wo wir den Abend bei einem guten Abendessen ausklingen ließen.

Armin Jeß: 16.07.2017, Weitental – Lüsen

Wir waren in der Nacht in einer sehr schönen Pension in Weitental unterbracht. Nach einem vorzüglichen Mal wurde die Nachtruhe des einen oder anderen von einer Busgruppe gestört, die sich im Dorf das ein oder andere Getränk gegönnt haben, aber nun zu meiner Tagesbeschreibung:

Es gibt schon um 06:30 Uhr Frühstück, da wir rechtzeitig auf der Rodener Hütte ankommen wollen. Es soll nämlich der erste richtige Sommertag mit wohlig warmen Temperaturen werden. Leider haben wir die Rechnung ohne den Busfahrplan gemacht, denn der erste Bus fährt nicht wie geplant um 07:45 Uhr, sondern sonntags erst um 08:45 Uhr. Es ist also Zeit für einen zweiten Kaffee.

Danach klappt alles, wir fahren mit dem Bus nach Vintl und suchen uns unseren Weg durch den Ort, entlang des Rhains zum Rodener Höhenweg. Ein schöner Weg durch den angenehm kühlen Wald, immer wieder wird der Blick frei auf tolle Panorama-Aussichten. Besonders ist unsere Pause um 10:40 Uhr mit tollem Blick auf den „Hohen Pfeiler“ hervorzuheben. Gegen Mittag kommen wir auf der Rodener Hütte an und gönnen uns eine lange Mittagspause bei Sonnenschein und gutem Essen. Ich nutze die Zeit für ein paar Blumen- und Schmetterlingsfotos.

Danach erfolgt der Abstieg nach Lüsen, der Weg ist nicht immer so gut ausgeschildert, aber letztlich finden wir ohne große Verzögerungen unseren Weg, was, wie immer, dem Geschick von Aldo zu verdanken ist.

Gegen 17:00 Uhr kommen wir in Lüsen an und checken im Hotel Rosenthal ein. Inklusive ist eine Freikarte im sehr naturnah gestalteten Freibad, das aus einem Gebirgsbach gespeist wird. Das kann ich mir nicht entgehen lassen, herrlich. So endet ein rundum schöner Tag. 🙂

Reini Schaade: 17.07.2017, Lüsen – St. Andrä

Lüsen ist eine kleine italienische Gemeinde mit 1517 Einwohnern in Südtirol im Lüsner Tal in 971 m Höhe. Der Tag startet mit einem leckeren Frühstück, mit Obst, Brötchen, verschiedene Brotsorten,  Joghurt und Müsli, Tiroler Speck und das alles was man braucht, um gut gerüstet die letzte Tour zu beginnen. Ein letztes Mal ruft der Berg, und es wird auch einer der schönsten Tage. Beginn der Tour ist heute erst um 08:30 Uhr, weil wir erst ab 07:30 Uhr frühstücken konnten.

Es geht erst ein bisschen durch den Ort, um dann auf einen Forstweg zu kommen, der uns viel Schatten spendet. Durch die frische und kühle Luft schaffen wir die ersten Höhenmeter leicht zu einer Schäferhütte auf knapp 1620 m Höhe. Dort gibt es eine kleine Pause an einem mit klarem Bergwasser gefüllten Holztrog. Auf den nächsten Höhenmetern begleiten uns mehr und mehr Schmetterlinge, die die Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen zum Aufwärmen ihrer Flügel nutzen. Hinter uns sehen wir die schönen schneebedeckten Berge der Zillertaler Alpen bei herrlichem Sonnenschein und wundern uns, was wir schon alles geschafft haben und meinen nicht nur die ersten Meter der 1500 Höhenmeter. Je mehr wir auf die Lüsner Scharte 2383m zuwandern, wird es zunehmend sonniger, weil wir mittlerweile die Baumgrenze überschritten haben. In 2100 m erlauben wir uns eine kurze Rast und genießen die Aussicht auf das zuletzt Gegangene.

Die Luft wird etwas dünner und die Sonne veranlasst uns zu einer weiteren letzten Rast in 2300 m vor dem letzten und steilsten Aufstieg. Wir liegen gut in der Zeit. Hoch oben sehen wir viele Wanderer auf der sehr breiten Scharte hinter einem Zaun wandern. Aldo, unser Bergführer, meint, dass dort hinter dem Zaun Disneyland liege. Wir sind uns nicht sicher, was er uns damit sagen will. Nur noch gut 100 hm bis zum fast höchsten Punkt auf dieser Tour, und alle sind erleichtert, 1500 hm in einer guten Zeit erreicht zu haben. Ein toller Blick auf die Dolomiten vor uns und hinter uns die Zillertaler Alpen. Da weiß man, warum man morgens aufsteht, um einen Berg hoch zu laufen!

Wir müssen dann doch noch ein paar Meter rauf zur Plosehütte auf 2446 m. Essen, Trinken, Pieschen und schon geht es weiter knapp 500 hm runter auf einem im Winter als Skipiste benutzten Abschnitt auf 2050 m. Schön lässt es sich dort nicht gehen. An der Bahnstation angekommen, sehen wir, was Aldo mit Disneyland meint, Bergtouristen ohne Ende, ein Radkarussell und jede Menge Roller, Fahrräder und Dreiräder, um damit alternativ zur Seilbahn vom Berg zu kommen. Kurz nach 15:00 Uhr dürfen wir dann in eine Seilbahn steigen und auf das auf 1067 m hoch gelegene St. Andrä fahren. Dort wartet schon Susanne, um uns alle in das noch 10 Gehminuten entfernte Hotel zu bringen. Ein großes Berghotel mit Schwimmbad, Dampfbad und Whirlpool erwartet uns, um unsere müden Geister für das um 19:00 Uhr bevorstehende 3-Gänge-Abendmenü mit Salatbuffet zu wecken.

Nach dem opulenten Mahl gehen wir nach Draußen, um bei sehr milden Temperaturen ein Abschlussgetränk zu nehmen und Aldo für die sichere Tour und Holger für die Realisierung der Tour zu danken.

Durch Mausklick öffnet sich die Galerie: