Anekdoten aus der Sektion Flensburg

Hier werden in unregelmäßigen Abständen kleine Geschichten aus unserer Sektion erscheinen. Diese spiegeln den jeweiligen Zeitgeist wieder und geben einen kleinen Einblick in die Geschichte der Sektion.

Ansprechpartner

Kai Vermehren
2. Vorsitzender

kai.vermehren@dav-flensburg.de


Leseabschrift

20.Februar 1944

Eine Winterbesteigung des Rimmelsberges 44-00 m

Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus! So setzte schon vor dieser denkwürdigen Fahrt eine eifrige Lagebesprechung ein. Man fragte auch telefonisch an. “Jawoll Steigeisen und Eispickel sind mitzubringen“ Die Seile stellte der Wanderwart.
In Anbetracht der nicht ganz leichten Fahrt hatten sich am Gebirgsbahnhof Eggebek nur 4 Teilnehmer eingefunden, was aber für Bildung einer Seilschaft nicht ungünstig war. Es war noch kalt und viel Schnee lag noch, doch der leichte Ostwind war uns günstig als wir westwärts in steilen Serpentinen dem Hochgebirgsdorf Klein Jörl zustrebten. An der am steilen Hang klebenden Kirche machten wir die erste Rast, denn die schweren Rucksäcke drückten doch ziemlich. Weiter ging es steil hinauf einem Joch zu, von dem wir zum ersten mal einen Ausblick auf den Rimmelsberg hatten. Eine wuchtige Berggestalt mit ungemein scharfem Ostgrad, vielleicht mit dem Biancograd des Pig Bernina vergleichbar. Vorerst ging es jedoch wieder leicht abwärts, unserem ersten Ziel der Jörler Hütte zu. Man merkte gleich an der besseren Verpflegung in einer Hochgebirgshütte zu sein. Es gab einen vorzüglichen Kaffee, zu dem die freundliche Hüttenwirtin noch Sahne und Würfelzucker stiftete. Wir waren die einzigen Hochtouristen und so hatten die Wirtsleute genügend Zeit uns noch einige Winke für die Besteigung zu geben.
Doch die Zeit drängte, wurden bald wieder die Rucksäcke geschultert und auf engem Pfad ging es aufwärts an den Fuss des Berges. Wir waren einsilbig geworden, ein jeder war schon in Gedanken am Berg. Nach Überschreitung einer Moräne begannen die Schwierigkeiten. Eine steile Felsflanke war zu überwinden. Langsam schraubten wir uns höher, eine Wächte wurde durchstoßen, dann der Pickel oben tief in den Firn eingestossen und mit einem Ruck hatte der erste das Hindernis überwunden. Einer der Teilnehmer umging diese Steilflanke links über einen ziemlich steilen Gletscher, kam aber dank der scharfen Eisen gut hinauf.
Der nun beginnende Gletscher war technisch nicht besonders schwierig. Er führte uns bald an den Bergschrund, nach dessen Überschreitung wir den eigentlichen Ostgrat betraten. Wir waren ja geübte Hochtouristen, so konnte uns auch dieses Hindernis nichts anhaben.
11 45 betraten wir den sturmumtobten Gipfel. Er hatte viele scharfe Felszacken, die wir vom Joch aus für Tannenbäume gehalten hatten. Ein Gipfelbuch fanden wir nicht; jedoch das Loch, in dem das Buch offenbar gelegen hatte. Dank der exponierten Lage des Berges hatten wir eine wunderbare Aussicht, die wir trotz des Sturmes nur der dünnen Luft genossen.
Durch Pickel und Seil gut gesichert ging es über steilen Firn nun wieder hinab, einem hübschen Hochwald zu. In einem himmelblauen See spiegelte sich der Gipfel das Berges. Für Enzian war es noch zu früh, doch fanden wir blühende Gänseblümchen. Zwischen Wacholdersträuchern und über reissenden Bächen erreichten wir den Pobüller Hochwald, den wir auf a. v. Pfad in Richtung Sollwitter Hütte durchschritten. Für den Besuch dieser Hütte reichte die Zeit leider nicht. Wir eilten mit flottem Marsch talaus und erreichten in Haselund rechtzeitig den Zug. 15 57 langte die Bergsteigergruppe nach dieser denkwürdigen Fahrt in Flensburg an.
Anmerkung: Es ist möglich, dass der Bericht geringe Ungenauigkeiten enthält, die aber ohne Bedeutung sein dürften und deshalb übersehen werden mögen.
Teilnehmer: Frl. Petersen u. (?), Herren Schrader und Schmidt


Das erste Wanderbuch der Sektion Flensburg. Es enthält handschriftliche Aufzeichnungen der Wanderwarte über durchgeführte Sektionswanderungen aus der Zeit von 1937 bis 1942.

Von 1873 bis 1938 waren der deutsche und der österreichische Zweig zum „Deutschen und Österreichischen Alpenverein“ zusammengeschlossen.


Das Wanderprogramm vom ersten Halbjahr 1937. Einige der damaligen Touren haben nichts von ihrer Attraktivität verloren. Auch ist das Edelweiß immer noch das Symbol des Alpenvereins. Der Umgangston hat sich jedoch geändert.

Leseabschrift

Sektion Flensburg
des
Deutschen und Österreichischen Alpenvereins

Wanderungen im Frühjahr 1937

  1. Januar 1937

Rund um Holnis

Abfahrt 09:30 Uhr mit dem Schiff nach Glücksburg, Wanderung um Holnis. Rückfahrt von Glücksburg 16:00 Uhr. Kosten 0,60 RM. ca. 20 km

  1. Januar 1937

Harrislee-Berghof-Niehuus-Wassersleben-Flensburg. Abmarsch 09:00 Uhr von der Endstation der Straßenbahn, Marienhölzungsweg. Rückkehr 02:00 Uhr. Ohne Kosten. ca. 16 km.

  1. Februar 1937

Flensburg-Wallsbüll (Bahnfahrt), Wanderung Wallsbüll-Meyn-Loftlund-Handewitt-Handewitter Gehölz-Flensburg. ca. 25 km. Abfahrt 08:59 Uhr. Rückkehr ca. 05:00 Uhr. Kosten 0,60 RM.

  1. März 1937

Flensburg-Krusau-Holbøl-Gehland-Norderschmedeby-Krusau-Flensburg. ca. 18 km. Abfahrt vom ZOB 09:00 Uhr nach Krusau. Rückkehr ca. 04:00 Uhr. Kosten 0,70 RM.

  1. April 1937

Flensburg-Munkbrarup-Husby-Flensburg. Abmarsch 09:00 Uhr. Rückkehr ca. 04:00 Uhr. Rückfahrt von Husby möglich. ca. 22 km. Ohne Kosten.

  1. April 1937

Flensburg-Süderhaff. Rückwanderung von Süderhaff längs der neuen Fördestraße über Kollund Krusau nach Flensburg. ca. 22 km. Kosten 0,60 RM. Abfahrt mit dem Schiff 08:30 Uhr. Rückkehr ca. 04:00 Uhr.

Um zahlreiche Beteiligung wird gebeten. Die Fahrten finden bei jedem Wetter statt.

Bergheil!
Der Wanderausschuß


Dieses ist ein ganz besonderes Schmankerl aus dem Wanderbuch und datiert vom 30. Januar 1944.

Dem Wanderwart

Viel Sorgen hat der Wanderwart!
Wohin richt´ ich die nächste Fahrt?
Wir schwierig ist die Wetterlag,
Vielleicht wird es ein Regentag?
Am Sonntag fährt kein Omnibus
Der Reichsbahn Fahrplan macht Verdruss.
Denn groß ist die Beteiligung nie,
wähl ich die Züge in der Früh´.
Drum will ich diesmal Rücksicht nehmen.
Ein wenig auch auf die Bequemen
Und setz die Fahrt um 09:00 Uhr an
Ab Endstation der Straßenbahn.
Als er die große Schar hier sieht,
wird froh des Wanderwarts Gemüt.
Mit Sicherheit führt er uns bald
Durch den ihm unbekannten Wald,

Durch Nebel und auf krummen wegen
Dem Ziel – Niehuser See – entgegen.
Und weiter geht es ohne Rast,
doch treibt uns heute nicht die Hast,
Durch diesen stillen Sonntagsmorgen.
Vergessen sind die Alltagssorgen.
Ein jeder denkt, heut will ich nur
Mich still erfreu´n an der Natur.
Beschränkt der Nebel zwar die Sicht
Und scheint uns auch die Sonne nicht,
Sind wir, wohl niemand ausgenommen,
Froh, dass wir mit herausgekommen
Und danken unserem Wanderwart
Für diese schöne Fahrt.

Ltb.


Auszug aus dem Wanderbuch – Buch 2 der Sektion Flensburg:

18. Mai 1958 Zur Kuhschellenblüte

Auch diesmal zeigte sich die Beliebtheit dieser Wanderung in einer starken Beteiligung . Prof. Vogt war mit Frau und Tochter erschienen, obgleich diese gerade Geburtstag hatte. Die Kuhschelle stand in schönster Blüte. Einen guten Erfolg konnten wir für die Wanderbeschreibung von Herrn Lauterbach im „Tageblatt“ buchen, indem wir ein nicht zum DAV gehörendes Ehepaar trafen, welches die Fahrt auf Grund der Beschreibung gemacht hatte …

Durch die Freundlichkeit von Frau Hartlieb wurden einige Bilder für das Wanderbuch gespendet, welche die Schwierigkeiten dieser dieser Wanderung und die besonderen technischen Vorbereitungen schildern welche bei der Aufnahme einer Kuhschellen-Blüte nötig sind …

Wie man deutlich sieht, war Bekleidung damals nicht so sehr aufgrund von Zweckmäßigkeit gewählt.

Die Abstände zwischen den Wanderern passen auch sehr gut in die aktuelle Zeit.

Übrigens: eine Kuhschelle ist eine Blume, die zu den Hahnenfußgewächsen gehört.

Rechts ist das Ergebnis der oben beschriebenen Mühen zu sehen.


Hier ist ein kleiner Blick in die letzten Jahre des 20. Jahrhunderts:

Das Bild zeigt einen Auszug aus dem Vereinsregister des Amtsgerichts Flensburg aus der Zeit von 1971 bis 1999. In Spalte 3 sind die Vorstandsmitglieder aufgeführt, die den Verein in dieser Zeit gerichtlich vertreten haben. Unterstrichene Einträge gelten als gelöscht.

Ein Klick auf das Bild macht den Auszug lesbar.